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US-Rating: Fakten schaffen

Die Nachricht von der verschlechterten Bonität der USA verunsichert die Märkte. Noch gefährlicher ist aber, dass es an Vertrauen in die wirtschaftliche Leistungskraft des Landes fehlt.

Es war damit zu rechnen. Und doch sorgt die Nachricht von der verschlechterten Bonität der größten Volkswirtschaft der Welt für neuen Schrecken. Gerade ging eine Woche der Panik an den Börsen zu Ende und die Aktienhändler konnten sich ins Wochenende retten – schon kommt der nächste Schlag. Doch lohnt es sich innezuhalten, bevor die Börsen der Welt am Montag wieder heiß laufen. Das gesenkte Rating von Standard & Poor’s für die USA ist ausdrücklich keine kurzfristige Momentaufnahme, sondern eine fundamentale Neubewertung.

Fast ein Jahrhundert lang hatten die USA eine unübertroffene Bonität an den Finanzmärkten. Doch der Kollaps des Bankensystems, die folgende Rezession und die gestiegenen Schulden haben das Vertrauen so stark erschüttert, wie es weder die Große Depression noch die Kriege der Amerikaner vermocht haben. Es fehlt an Vertrauen in das politische System – Standard & Poor’s zieht in seiner Beurteilung vom Sonnabend „die Effektivität, Stabilität und Berechenbarkeit“ der politischen Institutionen in Washington grundsätzlich in Zweifel. Noch gefährlicher ist aber, dass es an Vertrauen in die wirtschaftliche Leistungskraft des Landes fehlt. Eine handlungsunfähige Regierung in Washington und dazu eine stagnierende, schlimmstenfalls sogar schrumpfende US-Wirtschaft: Auf dieses folgenreiche Szenario bereitet Standard & Poor’s die Investoren vor, und es wäre falsch, die Ratingagentur dafür zu kritisieren. Sie argumentiert plausibel, und es gibt noch viel alarmierendere Einschätzungen. Der US-Ökonom und Nobelpreisträger Robert Fogel hat vorhergesagt, dass die USA in knapp 30 Jahren nur noch 14 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung erzielen werden, während China nach seinen Berechnungen auf 40 Prozent kommen wird. Für die Europäische Union hat er ganze fünf Prozent übrig gelassen – es wäre gut, wenn die Europäer endlich Fakten schaffen, um Skeptiker wie ihn eines Besseren zu belehren.

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