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Kaum war er als Nachfolger im Innenministerium ernannt worden, löste Friedrich eine neue Debatte um die Rolle des Islam in Deutschland aus.

© DAPD

Friedrich, Wulff und der Islam: Falsch verstanden

Der neue Innenminister Hans-Peter Friedrich hat die Islamdebatte neu entfacht. Doch was er sagte, steht in keinem Widerspruch zu den Aussagen des Bundespräsidenten. Die vermeintliche Kontroverse entpuppt sich als Orkan in der Pfütze.

Ganz am Anfang eines Philosophiestudiums wird der Unterschied zwischen beschreibenden (deskriptiven) und wertenden (normativen) Sätzen gelehrt. Merke: Aus Schilderungen der Wirklichkeit folgt nicht unmittelbar ein Handlungsauftrag. Nun hat der neue Innenminister Hans-Peter Friedrich gesagt, dass der Islam zu Deutschland gehöre, lasse „sich aus der Geschichte nicht belegen“. Er hat recht. Die Deutschen wären, was sie sind, auch ohne den Islam. Bundespräsident Christian Wulff dagegen hatte in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit erklärt: „Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“ Wulff hat ebenfalls recht. Keiner kann bestreiten, dass Millionen Muslime in Deutschland leben und die Kultur des Landes prägen. Die beiden deskriptiven Sätze widersprechen sich folglich nicht, und weder Friedrich noch Wulff leiten aus ihnen ein Werturteil ab – „Es ist gut, dass der Islam historisch nicht/inzwischen auch zu Deutschland gehört“. So entpuppt sich die vermeintliche Großkontroverse als Orkan in der Pfütze. Zwei, die sich nicht widersprechen und die jeder für ein gedeihliches Zusammenleben mit den Muslimen plädieren, rufen den Protest derer hervor, die sie missverstehen. Oder missverstehen wollen. Diese Grenze ist in der Integrationsdebatte ja leider fließend.

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