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Aufstand in Syrien: Gewalt aus Ratlosigkeit

Krieg gegen das eigene Volk – anders kann man die blutigen Überfälle der Armee auf Städte und Dörfer in Syrien nicht mehr nennen. 19 Freitage schon gehen zehntausende Menschen gegen Baschar al Assad auf die Straße, mehr als 1700 Bürger haben diesen Mut seit Mitte März mit ihrem Leben bezahlt.

Krieg gegen das eigene Volk – anders kann man die blutigen Überfälle der Armee auf Städte und Dörfer in Syrien nicht mehr nennen. 19 Freitage schon gehen zehntausende Menschen gegen Baschar al Assad auf die Straße, mehr als 1700 Bürger haben diesen Mut seit Mitte März mit ihrem Leben bezahlt. Fast alle Provinzstädte sind inzwischen in Aufruhr, zwei wichtige Ölpipelines beschädigt. Die Landwirtschaft ist gelähmt und die Wirtschaft steht vor dem Kollaps. Einzig in den Zentren der beiden Metropolen Damaskus und Aleppo ist es weiter ruhig – nach wie vor die beiden wichtigsten Säulen des Regimes. Doch seit den Millionenmärschen vor zwei Wochen in Hama und Deir ez-Zor wissen Assad und seine Getreuen, dass die Unruhen im Rest des Landes sehr wohl eine kritische Masse erreichen können. 30 Tage Ramadan, die könnten sich zu 30 Tagen Massenprotesten aufschaukeln und am Ende das Baath-Regime tatsächlich ins Wanken bringen. Und so macht der Assad-Clan am Vorabend des Heiligen Fastenmonats noch einmal tödlichen Ernst. Er feuert auf seine Bürger, schießt auf ihre Häuser und verschleppt Tausende in nächtlichen Razzien. Die zaghaften politischen Offerten des umstrittenen Präsidenten aber sind längst im Pulvernebel verschwunden. Niemand in Syrien glaubt mehr daran, dass das in 41 Jahren total verkrustete Regime sich wirklich reformieren kann. Mit den staatlichen Gewaltexzessen aber steigt auch die Ratlosigkeit. Denn kein Machthaber kann auf Dauer alle paar Tage eine neue Panzeroffensive gegen seine eigenen Einwohner befehligen. M.G.

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