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Immer was zu lächeln: Entertainer Harald Schmidt

© dpa

Harald Schmidt: Never ending Betthupferl

Harald Schmidts Late-Night-Show beim Pay-TV-Sender Sky wird beendet. Der Entertainer nimmt's saucool und will die "Late Night" nun an den Nagel hängen. Das wird schwierig - denn es gibt nur einen würdigen Nachfolger.

Mein Gott, ist das eine coole Sau. Harald Schmidt äußerte sich zum angekündigten Ende seiner Late-Night-Show beim Pay-TV-Sender Sky nur mit einem Wort: „Okay.“ Schmidt ist praktizierender Katholik, da wird er sich der Vorläufigkeit menschlichen Daseins gewiss sein. Der Herr gibt’s, der Herr nimmt’s, das hat schon der Fernsehtycoon (und Katholik) Leo Kirch gewusst.

Schmidt hat reichlich gegeben, reichlich genommen. Der Schauspieler (mäßig), Kabarettist (überragend), Kolumnist (mittelmäßig beim „Focus“), Entertainer (hat „Verstehen Sie Spaß?“ leider nicht aus der ARD herausekeln können) und Moderator (minderbegabt, weil er andere neben sich nicht glänzen lassen kann) fand zu wahrer Größe und Bestimmung am 5. Dezember 1995: Starttermin der „Harald Schmidt Show“. Der Name war Programm, das Programm war Schmidt. Late Night, das hatte im deutschen Fernsehen bis dahin nur Thomas Gottschalk bei RTL versucht, jetzt nahm Schmidt das Format bei Sat 1 in die Hand. Das wurde zur Sensation, das Feuilleton rutschte dem Nürtinger auf Knien entgegen: Endlich einer, der mit auch grobem Witz und großem Verstand die Tages- und Zeitläufte aufzuarbeiten wusste. Wer mit Schmidt zu Bett ging, der hatte plötzlich die Dimension des Geschehens und die Hierarchie der Argumente vor Augen. Diese Late Night war das Betthupferl für die intellektuellen Stände.

Schmidt will den Nachwuchs ranlassen - aber kann er das überhaupt?

Die „Harald Schmidt Show“ war nie und nirgendwo ein Quotenwunder, sondern stets Imagegewinn für den produzierenden Sender. Schmidt verließ Sat 1, ging zur ARD, ging wieder zu Sat 1, ging zu Sky. Schmidt, der sich von seinem Geschäftspartner und Buddy Fred Kogel stets für teures Geld „verkaufen“ ließ, hat, wenn er Ende März 2014 zum letzten Mal bei Sky auftreten wird, fast 20 Jahre Late Night gemacht.

Seine Strahlkraft hat nachgelassen, dito sein Ehrgeiz. Dafür ist seine Gelassenheit gewachsen, dekretiert im Statement vor dem Sky-Engagement: „Wenn das mit Late Night noch eine Zeit lang geht – wunderbar! Und wenn nicht, ist eben Feierabend, alles andere ist nicht mein Ding. Dann sollen eben die Giganten aus den jüngeren Jahrgängen ran.“ Schon da wusste Schmidt, dass es für Schmidt immer nur einen würdigen Nachfolger geben kann – Harald Schmidt. Wenn Schmidt aufhört, wird Late Night zur TV-Historie.

Was macht der 56-Jährige jetzt? Kommt doch noch ein Sender oder macht es der fünffache Familienvater wie Dieter Hildebrandt? Der ging nach dem Abschied vom TV-„Scheibenwischer“ auf Never-Ending-Tour. Macht Bob Dylan ja auch.

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