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Herr Humboldt selbst bewahrt steinerne Ruhe.

© dpa

Humboldt-Universität: Präsident ohne Nerven

Kurzer Rücktritt, große Gefühle: HU-Präsident Olbertz konnte nicht mehr ertragen, sich mühselig durch die Gremien zu arbeiten. Damit schwächt er seine Position ohne Not. Ein Kommentar.

An der Humboldt-Universität (HU) geht es zu wie in einem viktorianischen Melodrama. Große Gefühle wogen durch den Sitzungssaal des Akademischen Senats, bis zum tränenreichen Happy End. HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz ist zurückgetreten – aber nur kurz. Warum er die HU zur Theaterbühne macht und seine Position ohne Not schwächt, wird er noch erklären müssen. Seit zwei Jahren ist bekannt, dass er die Macht stärker zum Präsidenten und zu den Dekanen verschieben will. Dass die Studierendenvertreter das ablehnen würden, war klar. Schon nächste Woche hätte Olbertz die Skeptiker mit der Professorenmehrheit überstimmen können.

Doch er konnte es nicht mehr ertragen, sich mühselig durch die Gremien zu arbeiten. Tatsächlich gibt es in Deutschland Hochschulen, in denen die Gremien weniger zu sagen haben. Berlins Unis haben mit der Erprobungsklausel eine Balance angestrebt. Olbertz konnte bisher geschickt damit umgehen. Erst unlängst diskutierte der Erziehungswissenschaftler bemerkenswert nett und cool mit Studierenden über ihren Wunsch nach Bondage-Workshops. Jetzt steht Olbertz da, als fehle ihm der Sinn für die Uni.

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