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Ken Jebsen ist ein Phänomen, sein Name ein Pseudonym fürs Radio.

© Radio FRITZ

Radio-Moderator: Ken Jebsen: "Ich weiß, dass ich höher getaktet bin"

Dem Moderator der RBB-Radioshow KenFM wird Antisemitimus vorgeworfen. Ken Jebsen selbst sagt: "Ich bin irre, aber kein Antisemit". Ein Portrait.

Seinen Spitznamen „Reporter des Wahnsinns“ hat sich Ken Jebsen, 45, redlich verdient, durch die Straßenumfragen mit gelbem Bananenmikrofon oder an der Seite von Sängerin Nena. Seine Sendung KenFM im RBB-Jugendradio Fritz sei dem intelligenten Wahnsinn und dem Spiel mit dem verdreht gesprochenen Wort gewidmet, wurde Jebsen einmal in einem Zeitungsporträt gelobt. Jebsen – „ich weiß, dass ich höher getaktet bin“ – spricht schneller als seine Mitmenschen und schreibt offenbar E-Mails noch schneller, als er denkt. Seitdem er den Holocaust als PR-Aktion bezeichnete, geht eine Welle der Erregung durch die Kommentarforen des Internets. „Ich bin irre, aber kein Antisemit“, verteidigt sich Jebsen.

Der RBB sah sich angesichts der neuen Vorwürfe gegen den Fritz- Moderator gezwungen, dessen sonntägliche Sendung aus dem Programm zu nehmen. Am Dienstag fand eine mehrstündige Aussprache zwischen Senderleitung und Moderator statt. Offenbar führte der Jugendsender ein interessantes Eigenleben in einer Nische, der die Verantwortlichen längst entwachsen sind.

Ken Jebsen ist ein Phänomen, sein Name ein Pseudonym fürs Radio. Der Vorname Ken ist ein Fantasieprodukt, den Nachnamen hat er dem Mädchennamen seiner Mutter entliehen, der Name seines persischen Vaters war nicht Radio-kompatibel. Jebsen mag keine Uhren, feiert keine Geburtstage und lehnt Konventionen ab. Sein Vorbild ist Ray Cokes, sein Feindbild heißt Stefan Raab. Angefangen hat er bei einer kleinen baden-württembergischen Privatstation namens Neufunkland, Anfang der 90er kam er zu Radio 4U, der inzwischen eingestellten SFB-Jugendwelle. Beim RBB-Jugendkanal Fritz ist er von Anfang an dabei, mit Unterbrechungen auch bei Pro7, wo er mit Steffen Hallaschka, Wigald Boning und Tommy Wosch eine Morgensendung moderierte.

Ken Jebsen polarisiert. Die einen sehen in ihm den letzten kritischen Journalisten, für andere ist seine Absetzung überfällig. Sein Wahnsinn mag Methode haben, die Paranoia kam erst später hinzu. Den Angriff auf die Twin Towers bezeichnet er als „warmen Abriss“, für das PR-Talent von Al Qaida findet er lobende Worte, und angesichts des Papstbesuchs referiert er über Gott als Produkt der katholischen Kirche. Auf Facebook wurden inzwischen Solidaritätsgruppen gegründet, die die Rückkehr von KenFM ins Fritz-Programm fordern. Sie wurden erhört. Am Sonntag geht er wieder auf Sendung.

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