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PORTRÄT JACOB ZUMA ANC-PRÄSIDENT:: „Ich bin unschuldig“

Im Gerichtssaal war dem Gesicht von Jacob Zuma keine Regung anzumerken, als er der zweistündigen Urteilsbegründung von Richter Chris Nicholson zuhörte. Auch als dieser am Ende zu dem Schluss kam, dass die Strafverfolgungsbehörde Formfehler begangen habe und somit die erhobene Anklage gegen Zuma wegen Korruption bei einem Milliardenwaffengeschäft und wegen anderer Straftaten somit nichtig sei.

Im Gerichtssaal war dem Gesicht von Jacob Zuma keine Regung anzumerken, als er der zweistündigen Urteilsbegründung von Richter Chris Nicholson zuhörte. Auch als dieser am Ende zu dem Schluss kam, dass die Strafverfolgungsbehörde Formfehler begangen habe und somit die erhobene Anklage gegen Zuma wegen Korruption bei einem Milliardenwaffengeschäft und wegen anderer Straftaten somit nichtig sei. Erst als er sich seinen Freunden im Gerichtssaal zuwandte, strahlte er. Pokerface nennen ihn daher viele. Dies kam ihm in seiner Zeit als Geheimdienstchef des Afrikanischen Nationalkongresses im sambischen Exil vor 20 Jahren genauso zugute wie bei Verhandlungen, die er zur Krisenbewältigung in Burundi geführt hatte. Zuma kann zuhören. Und dann handeln.

Er singt gerne – am liebsten das Lied aus dem Befreiungskampf „Gib mir mein Maschinengewehr“, das inzwischen zu seinem Markenzeichen geworden ist. Seine Anhänger erwarten von ihm, dass er es anstimmt und sich dazu in den Hüften wiegt. Und bei Veranstaltungen in seiner Heimat Kwa-Zulu-Natal tritt der 66-Jährige mit freiem Oberkörper und massigem Bauch gerne mit umgehängten Leopardenfell auf. Kein Wunder, dass populistische Linkskräfte Südafrikas ihn zum Idol erkoren haben. Er ist ihnen in seiner Volkstümlichkeit näher als der Pfeife rauchende und Shakespeare zitierende Präsident Thabo Mbeki. Sie wollen ihn im kommenden Jahr an dessen Stelle zum Staatsoberhaupt haben. Auch weil er verspricht, mehr für die Armen zu tun.

Der Sohn armer Leute hat keine ausreichende Schulbildung erhalten wie viele von ihnen – und ist dennoch nicht ungebildet. Auch wenn er vor einigen Jahren nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einer HIV-positiven Frau duschte und meinte, somit könne er sich nicht infizieren. Und auch, obwohl er mit seinen eigenen Finanzen nicht klarkommt, mehr ausgibt, als er verdient, und – so die jetzt erst einmal verworfene Anklage – für Bestechungsgelder empfänglich ist und Steuern hinterzog. „Ich bin unschuldig“, erklärte er immer wieder. Alles sei nur konstruiert, um ihn von der Nachfolge Mbekis als Präsident Südafrikas im kommenden Jahr abzuhalten. Doch wenn Zuma wirklich unschuldig ist, warum schickte er dann seine Anwälte immer wieder mit allen möglichen Winkelzügen durch alle Instanzen bis zum Verfassungsgericht, um so einen Prozess zu verhindern? Ein Freispruch vor Gericht, wenn er unschuldig ist, hätte seiner Reputation besser getan. Helmut Schneider

Helmut Schneider

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