PORTRÄT LARA LOGAN US-FERNSEHREPORTERIN:: „Man warf uns vor, wir seien Agenten Israels“
Es war ein Tag der Freude, der 11. Februar, an dem Ägyptens Präsident Hosni Mubarak seinen Rücktritt erklärte.
Es war ein Tag der Freude, der 11. Februar, an dem Ägyptens Präsident Hosni Mubarak seinen Rücktritt erklärte. Lara Logan, eine der bekanntesten Fernsehreporterinnen der USA, wollte bei dem historischen Ereignis nicht fehlen. Sie berichtete direkt vom Tahrir-Platz in Kairo.
Erst fünf Tage später gab ihr Arbeitgeber CBS bekannt, dass Logan und ihr Team auf dem Platz von mehr als 200 Menschen eingekreist und voneinander getrennt worden seien. Logan sei „brutal“ geschlagen und sexuell bedrängt worden. Erst nach einer halben Stunde seien der 39 Jahre alten Reporterin mehrere Frauen und 20 Soldaten zu Hilfe geeilt. Logan wurde in die USA ausgeflogen.
Aus dem Fall Logan hat sich dort mittlerweile eine heftige Mediendebatte entwickelt. Es geht um die Frage, ob Logan nur deshalb ein zweites Mal nach Ägypten aufbrach, weil es ihr um die eigene Publicity ging – und um den Umstand, dass westliche Medien nur sehr spärlich und mit Verzögerung über die Schattenseiten des ägyptischen Aufstands berichteten.
„Ich fühlte mich, als ob ich nicht geliefert hätte. Und ich nahm mir das sehr zu Herzen“, hatte Logan vor ihrer Abreise dem Magazin „Esquire“ gesagt. Sie und ihr Team waren bei ihrer ersten Reise nach Ägypten Anfang Februar von Polizisten in der Hafenstadt Alexandria festgenommen, eine Nacht lang verhört und zum Verlassen des Landes aufgefordert worden waren. „Man warf uns vor, wir seien Agenten Israels“, sagte sie später. In der Zwischenzeit war Anderson Cooper, Aushängeschild des Konkurrenzsenders CNN, von einem Mob durch mehrere Straßenzüge in Kairo verfolgt worden.
Der Journalist Nik Rosen warf Logan in einem „Twitter“-Eintrag vor, sie habe in diesem Sinne versucht, Cooper zu „übertreffen“. Rosen wurde für diese Äußerung scharf kritisiert und verlor deshalb ein Stipendium an der New York University. Auf Einträgen bei „Yahoo“ hieß es, Logan habe bekommen, was sie verdiene.
Caroline B. Glick, Journalistin der „Jerusalem Post“, kritisiert dagegen Logans Sender: „Die Tatsache, dass Logan 20 bis 30 Minuten lang belästigt wurde und ihre Angreifer währenddessen ,Jüdin, Jüdin, Jüdin‘ schrieen, wurde in dem CBS-Beitrag gar nicht erwähnt.“ Sie folgert daraus: „Wenn westliche Opfer von Opfern aus der Dritten Welt angegriffen werden, dann wird zwar darüber berichtet, aber es wird versucht, die Identität der Täter so wenig wie möglich zu erwähnen.“ Fabian Leber
Fabian Leber