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Mark Thomspson:: „Die ,Times' schlägt ein neues Kapitel auf“

Er ist Brite und Fernsehmann. Doch jetzt soll Mark Thompson die bedeutendste Zeitung der USA in die Zukunft führen. Ein Porträt.

Die BBC, sagte Mark Thompson einmal, sei wie ein Martini: Überall verfügbar, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Seit acht Jahren ist er als Generaldirektor quasi der Chefbarkeeper des britischen Senders. Doch nach den beiden Riesensausen in London, dem Goldenen Thronjubiläum der Queen und den Olympischen Spielen, dürstet es Thompson, meint der britische „Guardian“, nach einem neuen Getränk: Manhattan.

Im November wird er Chef der New York Times Company, zu der nicht nur die gleichnamige Zeitung, sondern auch „The International Herald Tribune“ und der „Boston Globe“ gehören. Das gab das börsennotierte Unternehmen jetzt bekannt. Thompson folgt auf Janet Robinson, die bereits Ende 2011 ging. „Mark ist ein begnadeter Manager“, begründete Verleger und Verwaltungsratsvorsitzender Arthur Sulzberger die Wahl. Thompson habe geholfen, die vertraute Marke BBC auf digitale Produkte auszuweiten. Und genau das soll er nun in den USA tun: die „Times“ tiefer ins digitale Zeitalter führen.

Während die Werbeeinnahmen und die gedruckte Auflage der Zeitung (derzeit: 1 600 000) zurückgehen, steigt die Zahl der Onlineabos (derzeit 532 000). Zehn Artikel pro Monat können die Leser kostenfrei lesen, danach müssen sie zahlen – ein Modell, mit dem die „Times“ Vorbild für viele andere Zeitungen weltweit sein könnte.

Der 55-jährige Thompson nimmt die Herausforderung gerne an: „Die ,New York Times‘ ist eine Medienmarke mit immensem Zukunftspotenzial sowohl in den USA wie in der ganzen Welt. Es ist ein großes Privileg, Teil der Times-Company zu werden, die nun ein neues Kapitel in ihrer Geschichte aufschlägt.“

Viel Ahnung vom Zeitungsgeschäft hat er nicht. Als Student in Oxford arbeitet er beim Unimagazin „Isis“, 1979 fing er als Trainee bei der BBC an und war, abgesehen von zwei Jahren bei Channel 4, ununterbrochen für den Sender tätig – und zuletzt durchaus umstritten. Der Sender habe unter ihm an Bedeutung und Originalität verloren, monieren Kritiker. Hinzu kam ein harter Sparkurs.

Den wird er bei der New York Times Company wohl fortsetzen. Wegen einer massiven Abschreibung auf das Informationsportal About.com fiel im zweiten Quartal ein Verlust von umgerechnet 71 Millionen Euro an. Zahlreiche Randgeschäfte wurden bereits abgestoßen. Doch trotz der Arbeit, die in New York auf Thompson wartet, dürfte ab und an ein Manhattan drin sein. Sonja Pohlmann

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