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Vermeintliche Sicherheit - Gold löst bei vielen Anlegern starke Gefühle aus.

© dapd

Matthies meint: Deutsches Gold in aller Welt

Deutschlands Goldreserven liegen in verschiedenen Tresoren rund um den Globus verteilt. Der Bundesrechnungshof wollte den Reichtum begutachten und prüfen. Doch der Zutritt zur Goldkammer wurde den Barren-Zählern verweigert. Bernd Matthies macht sich langsam Sorgen.

Gold bleibt liegen, wissen Experten, Gold arbeitet nicht. Das ist eine an sich sympathische Eigenschaft, man kann das verstehen, kriegt Gold eventuell Hartz IV? Aber die Experten, die so etwas sagen, meinen das natürlich als Vorwurf: Gold, denken sie, ist totes Kapital, bräsig eingesperrt im Tresor, und es kriegt nichts gebacken, wenn es drauf ankommt. Omas Sparstrumpf, nur schwerer.

Dennoch beruht die Bonität Deutschlands ja ganz enorm auf seinen Goldreserven. Wir stellen uns das so vor, dass da im Bundesbankkeller ein Tresor liegt, ach was, der ganze Keller ist ein Tresor. Luftschleusen, Alarmglocken, Laserstrahlen, das ganze Ocean’s-Eleven-Zeug halt. Und drinnen: nichts als millionenfaches Funkeln und Glühen so weit das Auge reicht, lotrecht ausgerichtet, über und über geputzt und poliert bis zum eitlen Spiegelglanze.

Ja, es gibt diesen Tresor, außen zweifach, innen zweimal dreifach gesichert. Aber auch noch drei andere in London, Paris und New York. Unser Gold! Liegt im Ausland! Sicher hat vor Jahrzehnten ein Finanzstaatssekretär „Goldfinger“ gesehen und beschlossen, dass kein Bösewicht jemals die gesamten deutschen Reserven verstrahlen dürfe, das kann man verstehen. Doch was, wenn nun in jenen Städten ein Machthaber beschließt, das sei alles seins? Und können wir uns eventuell glücklich schätzen, dass Gerhard Schröder seinerzeit nicht auf die Idee gekommen ist, seinem Kumpel Putin auch was rüberzuschieben? Oder nach Griechenland?

Bekannt geworden ist das alles durch den Rechnungshof. Der wollte, rechnungshoftypisch, die 3396 Tonnen mal nachzählen, wurde aber zur Inventur nicht reingelassen. Nun schimpft er, die Bestände seien „noch nie körperlich aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht geprüft worden“. Ein eiskalter Wind fegt durch den Haushaltsausschuss: Wenn da am Ende nur vergoldetes Blei liegt, oder Pappbarren, so echt wie die Goethe-Bände im Möbelhaus?

Angeblich wurde nun beschlossen, jährlich 50 Tonnen Gold aus New York nach Deutschland zu bringen, um es hier zu untersuchen. Das wird sicher lustig: unten ein Tieflader, rundherum reichlich Militär, und obendrüber die Drohnen des Verteidigungsministers, die verhindern sollen, dass Pussy Galores Flugstaffel alles mit Giftgas einnebelt. Das Misstrauen des Rechnungshofs muss gigantisch sein, wenn er diesen Plan abnickt, statt einfach Prüfer nach Amerika zu schicken. Wir sollten uns eventuell ein paar Sorgen machen.

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