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Sümeye Erdogan, Politiker-Tochter.

© Stringer/Narphotos

Sümeye Erdogan im Porträt: "Meinem Vater ist das nicht recht"

Sümeye Erdogan, Tochter des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdogan werden politische Ambitionen nachgesagt. Für einen Parlamentsposten gibt es allerdings mehrere Hindernisse.

Wenn Kinder von Politikern einem Auftritt ihres Vaters zuschauen, sorgt das nur selten für Aufregung. Doch seitdem Sümeyye Erdogan vor kurzem erstmals im Fraktionssaal der türkischen Regierungspartei AKP in Ankara auftauchte, um ihrem Vater Recep Tayyip Erdogan zuzuhören, brodelt die Gerüchteküche in der türkischen Hauptstadt.

Die 26-jährige Sümeyye arbeitet bereits jetzt als „ehrenamtliche Beraterin“ für ihren Vater, wie sie es selbst ausdrückt. Könnte ihr Interesse an der Fraktionssitzung ein Zeichen dafür sein, dass sie aktiver in die Politik einsteigen und womöglich bei der Parlamentswahl im kommenden Juni für ein Abgeordnetenmandat kandidieren will? Ihr Vater hat angekündigt, dass die nächste Legislaturperiode seine letzte sein wird.

Die Betroffene selbst weist solche dynastischen Gedankenspiele zurück. „Meinem Vater ist das nicht recht“, sagte Sümeyye Erdogan der Zeitung „Taraf“. Auch führenden Amtsanträgern in der AKP hat Recep Tayyip Erdogan verboten, Verwandte ersten und zweiten Grades mit Parteiposten zu versorgen. Ihre Brüder Ahmet Burak und Necmeddin Bilal sowie ihre Schwester Esra zeigen ohnehin wenig Interesse für die Politik. Doch Sümeyye, die in ihrer Freizeit Geige spielt, studierte Politikwissenschaften in den USA und Großbritannien und begleitete ihren Vater in den vergangenen Jahren auf Reisen im In- und Ausland. Hin und wieder half sie ihrem Vater im Ausland als Dolmetscherin aus. Mit ihrer Mutter Emine flog sie im September nach Pakistan, um Hilfsgüter für Überschwemmungsopfer zu verteilen.

Doch der Weg ins Parlament ist für Sümeyye nicht nur wegen der skeptischen Haltung ihres Vaters schwierig: Wie ihre Mutter, ihre Schwester und rund zwei Drittel aller Türkinnen trägt Sümeyye das islamische Kopftuch. Und das ist im türkischen Parlament verboten. Wollte die Premierstochter wirklich Abgeordnete werden, müsste ihr Vater zuerst das Kopftuchverbot in der Volksvertretung aufheben lassen, ein Schritt, der in der säkulären Republik Türkei noch wesentlich umstrittener wäre als das kürzliche Ende des Kopftuchverbotes für Studentinnen. Von Journalisten auf die Möglichkeit Kopftuch tragender Abgeordneter angesprochen, wollte sich der Premier kürzlich jedenfalls nicht festlegen. „In der Politik ist alles möglich“, sagte er nur. Die Türken werden Sümeyye Erdogan sicher weiter im Auge behalten. Thomas Seibert

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