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Kristina Schröder (rechts) und Marion Schick (links) auf einer Pressekonferenz zum Frauenanteil in Führungspositionen

© dpa

Ministerin Schröder entlässt Frauenrechtsexpertin: Kopfschütteln bei den Frauen in der CDU

Jetzt hat´s gekracht - Zwei unterschiedliche Frauen mit zwei unterschiedlichen Vorstellungen in enger Zusammenarbeit, das hat nicht funktioniert. Ministerin Schröder entlässt die Frauenrechtsexpertin Eva Maria Welskop-Deffaa kurzer Hand aus dem Amt.

Von Antje Sirleschtov

Für eingefleischte Machos hat die Sache einen hässlichen, aber unmissverständlichen Namen: Zickenkrieg. Und ganz gleich, ob sich an der Spitze des Bundesfamilienministeriums in den letzten Monaten wirklich zwei Frauen in den Haaren gelegen haben und nun die eine qua Amt die andere ohne Rücksicht auf Verluste einfach vor die Tür gesetzt hat. Eines darf man vermuten: Es war wohl nicht immer ganz einfach, wenn sich Kristina Schröder und Eva Maria Welskop-Deffaa begegnet sind. Die Erste eine 35 Jahre junge Ministerin. Ohne Erfahrung, ohne Vision und ohne politische Fortune. Und die andere ihre Abteilungsleiterin für „Gleichstellung und Chancengleichheit“. Eine Frau, die sich mit 53 Jahren über Partei- und Fachgrenzen hinweg als Frauenpolitikerin national und international einen Namen gemacht hat. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich einen Streit dieser beiden so verschiedenen Frauen, etwa über das Thema Frauenquote in Führungsetagen, bildlich vorzustellen. Bezieht man jetzt noch ein, dass es ausgerechnet Ursula von der Leyen war, im Gegensatz zur Fachministerin Schröder auch eine Verfechterin der Quote, die die geachtete CDU-Fachfrau Welskop-Deffaa ins Ministerium geholt hat, dann ahnt man schnell: Es müssen Fetzen geflogen sein hinter den Mauern des Familienministeriums in der Berliner Glinkastraße.

Letzte Woche jedenfalls hat die Ministerin ihre Abteilungsleiterin Welskop-Deffaa in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Mit sofortiger Wirkung. Ein Befreiungsschlag sollte es wohl werden. Doch herausgekommen ist nur neuer Ärger für Kristina Schröder. Erst ihr Einsatz für die halbherzige Flexi-Frauenquote, dann das Betreuungsgeld und das in Buchform gegossene Eingeständnis, Frauenpolitik sei etwas für Kampf-Emanzen. Schließlich die Ernennung eines Mannes, Lutz Stroppe, zum neuen Staatssekretär.

Und nun der Rausschmiss der geachteten Frauenpolitikerin Welskop-Deffaa. Einer engagierten Katholikin und kommunal gut vernetzten CDU-Politikerin. Empört haben sich bundesweit Frauenrechtlerinnen aus Kommunen und gesellschaftlichen Einrichtungen über Schröders Personalentscheidung beschwert. Sogar in einem offenen Brief an die Kanzlerin. Kopfschütteln auch bei den Frauen in der CDU. Ein Jahr vor der Bundestagswahl schmeißt man keine Parteifreundin raus und stößt damit Frauen vor den Kopf, die der Union nahe stehen. Von „unsouverän“ über „wenig feinfühlig“ bis „dumm“ reicht die Spanne der Kommentare in Kristina Schröders Partei.

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