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Peer Steinbrück: 72 Reden für Deutschland

Er redet bei der Deutschen Bank, er redet bei der BNP Paribas, er redet bei Union Investment. Peer Steinbrück ist der König der Nebeneinkünfte im Deutschen Bundestag. Ein Porträt.

Er hat allen was voraus. Keiner hält so viele Reden wie er. Nein, nicht im Bundestag. Seit dem Ende seiner Amtszeit als Bundesfinanzminister hat Peer Steinbrück im Parlament nur viermal das Wort ergriffen. Erst außerhalb des Plenums wird Steinbrück aktiver. Das bestätigen die aktualisierten Angaben über seine Nebeneinkünfte auf der Website des Bundestags. 72 bezahlte Rednerauftritte sind dort für diese Legislaturperiode bis Ende 2011 vermerkt, also knapp drei pro Monat.

Steinbrück hat nicht schlecht verdient damit. Die meisten Auftritte haben den Vermerk „Stufe 3“, das bedeutet nach den Verhaltensregeln für Abgeordnete, dass jedes Mal „Einkünfte über 7000 Euro“ angefallen sind. Also mehr als 7000 Euro. Es können auch deutlich mehr gewesen sein, Genaueres müssen die Mitglieder des Bundestags nicht angeben. Sein unbestrittenes Rednertalent hat Steinbrück unter anderem der Deutschen Bank, der Citigroup, BNP Paribas und der Volksbank Geest in Appensen teuer verkauft. Auch Union Investment oder der Anlageberater Flossbach & Storch sind aufgeführt. Wir gehen ohne Zweifel davon aus, dass Peer Steinbrück den Finanzproduktanbietern klipp und klar die Meinung gesagt hat.

Bevorzugt tritt der SPD-Mann als Mietredner auf, vermittelt etwa von der Agentur für Helden, oder Event Partners, Celebrity Speakers, London Speaker Bureau und einigen mehr. Bei solchen Agenturen finden sich Namen wie Joschka Fischer, Wolfgang Clement, Kurt Biedenkopf oder Norbert Blüm. Auch Alfred Biolek oder Heiner Geißler tauchen dort auf, Peter Scholl-Latour, Franz Alt, Dieter Kronzucker, Franz Beckenbauer, Reiner Calmund. Ältere Prominente eben, die sich ein kleines Zubrot zum Lebensabend verdienen, indem sie erfahrungsgesättigte Vorträge halten oder einfach über ihr Leben plaudern. Der 65-jährige Steinbrück gehört nun offenbar auch in diese Kategorie. Was das wohl mit Blick auf seine Ambitionen als Kanzlerkandidat der SPD bedeutet?

Mindesten eine halbe Million Euro hat er sich so in zwei Jahren zusammengeredet, vermutlich weit mehr. Neid ist fehl am Platz. Denn der mutmaßlich ehrliche Steuerbürger Steinbrück zahlt dafür ja nicht zu knapp in die Staatskasse ein (sollte er nicht Steuersparmodelle nutzen). Die 72 Rednerauftritte – sind sie nicht sein Beitrag zur Sanierung der leicht zerrütteten Staatsfinanzen? Peer Steinbrück redet nicht nur für sich. Er redet für Deutschland. Das muss honoriert werden. Albert Funk

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