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PORTRÄT HELGA HIRSCH JOURNALISTIN:: „Wir waren beide anti- kommunistisch“

Was wäre wohl geschehen, wenn Christian Wulff als Bundespräsident seine erste Ehefrau zur offiziellen Kommunikationsberaterin ernannt und aus dem Etat des Präsidialamtes bezahlt hätte? Mal ganz abgesehen davon, was Wulffs Ehefrau Bettina, die seinerzeitige First Lady, wohl dazu gesagt hätte.

Von Antje Sirleschtov

Was wäre wohl geschehen, wenn Christian Wulff als Bundespräsident seine erste Ehefrau zur offiziellen Kommunikationsberaterin ernannt und aus dem Etat des Präsidialamtes bezahlt hätte? Mal ganz abgesehen davon, was Wulffs Ehefrau Bettina, die seinerzeitige First Lady, wohl dazu gesagt hätte. Für die Öffentlichkeit wäre eine solch persönliche Beziehung im obersten Staatsamt auf jeden Fall pikant. Schließlich residiert im Schloss Bellevue nicht irgendein Publizist, der sich Inspiration bei einer Muse sucht, sondern der oberste Repräsentant des Staates.

Joachim Gauck schert derlei Kleingeist nicht. Jahrelang war er mit der Publizistin Helga Hirsch liiert. Sie hat ihn später beim Verfassen seiner Autobiografie unterstützt, seine Kandidatur ins oberste Staatsamt unterstützt. Nun berät sie den Bundespräsidenten auch offiziell in Kommunikationsangelegenheiten. Neben der Kommunikationsabteilung des Präsidialamtes und Gaucks engsten Mitarbeitern. Helga Hirsch wird in Zukunft ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben, darüber, wann, worüber und wie sich der Präsident äußert.

Helga Hirsch, 1948 in Niedersachsen geboren, ist in den späten Achtzigern nach Polen gekommen und war Korrespondentin der „Zeit“ in Warschau. Polen, Deutsche, Vertreibung: Das waren und sind ihre Lebensthemen. Gauck und Hirsch haben sich im Frühjahr 1990 kennengelernt. „Wir waren beide antikommunistisch“, erinnerte sich Helga Hirsch später. Er: Pfarrer aus der DDR; sie: westdeutsche Publizistin, eine Unterstützerin der polnischen Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc. In ihrer Jugend war Hirsch Kommunistin. Später nahm sie große Distanz dazu auf – Feuereifer schlug gar in Feindseligkeit um. Gauck und Hirsch – zwei mit deutschen Biografien, wie sie nicht unklarer sein konnten. Wandler zwischen den Welten. Als 1989 die innerdeutsche Mauer fiel, trafen sich zwei, aus verschiedenen Richtungen Deutschlands kommend, an einer Weggabelung der Geschichte, gingen ein Stück des Weges zusammen, ein wichtiges Stück. Nicht nur intellektuell hatten sie sich etwas zu geben, auch als Paar. Sie: ohne feste Bindung. Er: Ehemann und Vater mehrerer Kinder. Jetzt ist Gauck Bundespräsident. Noch immer verheiratet, obgleich nur noch auf dem Papier. Daniela Schadt steht neben ihm als Lebensgefährtin und First Lady. Und nun Helga Hirsch – die Beraterin. Antje Sirleschtov

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