zum Hauptinhalt
Foto: dpa

© dpa

PORTRÄT NICK REILLY OPEL-CHEF:: „Wir erwarten bald eine Entscheidung“

Das hatte er sich anders vorgestellt, als er vor sieben Monaten das Ruder bei Opel übernahm. Den Verkauf der europäischen Tochter hatte General Motors gerade abgesagt und damit waren auch die zugesagten Hilfen des deutschen Staates von 4,5 Milliarden Euro obsolet geworden.

Das hatte er sich anders vorgestellt, als er vor sieben Monaten das Ruder bei Opel übernahm. Den Verkauf der europäischen Tochter hatte General Motors gerade abgesagt und damit waren auch die zugesagten Hilfen des deutschen Staates von 4,5 Milliarden Euro obsolet geworden. Nick Reilly trat in Rüsselsheim an, um Opel nach vorne zu bringen, und baute von Anfang an auf die Unterstützung der Belegschaft – und des Staates. Dass die Bundesregierung sich ziert, ist für ihn überraschend. Immer wieder wird er vertröstet. „Das Verfahren in Deutschland gestaltet sich langwieriger als in anderen Ländern. Es läuft eher seriell ab, nicht parallel“, resümierte Reilly vor einem Monat in einem Tagesspiegel-Interview.

Deutlicher würde er seinen Ärger nach außen nicht kundtun. „Seriell, nicht parallel“ – das ist der Höhepunkt der Kritik. Das passt kaum zu dem Ruf, der ihm vorauseilte, als er zu Opel kam: Von einem harten Sanierer, der keinem Konflikt ausweiche, war damals die Rede. Beides passt trotzdem zusammen: Er tritt verbindlich auf, redet leise, er ist mit seinem weiß-grauen Haar und dem breiten Gesicht keine besonders markante Erscheinung, aber er ist ein geduldiger Analytiker, der sein Erpressungspotenzial kennt. Wenn Deutschland sich Hilfen verweigert, die anderen europäischen Länder mit Opel- Werken aber Bürgschaften mobilisieren, stünde eine Standortdebatte an: über Eisenach, Kaiserslautern, Bochum. So ist es kein Wunder, dass die IG Metall eisern an der Seite des Opel-Chefs steht.

Der Waliser, 1949 geboren, ist ein GM-Gewächs. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet er für den US-Konzern, zuletzt in Asien, wo er die Tochter Daewoo sanierte. Deutsch spricht er nicht wirklich, aber er nimmt Unterricht, um sich mit Opelanern bald wenigstens ansatzweise unterhalten zu können. Das Unternehmen, das er aus Opel machen will, soll grüner und moderner werden. Reilly möchte erreichen, dass Opel bei GM und auf den Automärkten in aller Welt als Produkt deutscher Ingenieurkunst wahrgenommen wird. Privat schlägt sein Herz dagegen eher für Vauxhall, die britische Schwestermarke: Er nennt das Modell 30/98 aus dem Jahr 1920 sein eigen.

In knapp drei Wochen empfängt er Bundeskanzlerin Angela Merkel in Rüsselsheim. Der Lenkungsausschuss des Deutschlandfonds mag die Opel-Hilfen am heutigen Mittwoch abschlägig entscheiden. Aber kaum vorstellbar ist, dass dies das letzte Wort bleibt und Reilly unterliegt. Moritz Döbler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false