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Porträt: Paul Kagame, Präsident Ruandas: "Auch 100 Prozent ist Demokratie"

Bevor auch nur die ersten Wahlkreise ausgezählt waren, hat Ruandas Präsident Paul Kagame mit Tausenden seiner Anhänger im Stadion in der ruandischen Hauptstadt Kigali gefeiert. Seine politischen Gegner durften gar nicht erst zur Wahl antreten.

Die Party hat bis in die frühen Morgenstunden gedauert. Bevor auch nur die ersten Wahlkreise ausgezählt waren, hat Paul Kagame mit Tausenden seiner Anhänger im Stadion in der ruandischen Hauptstadt Kigali gefeiert. Und er hatte ja recht mit seiner Einschätzung, dass ihm der Sieg nicht zu nehmen sein würde. Seine drei Gegenkandidaten sind der Regierungspartei Ruandische Patriotische Front (RPF) eng verbunden.

Kagames politische Gegner, die Chefin der United Democratic Forces, Victoire Ingabire, und der Chef der PS-Imberakuri, Bernard Ntaganda, durften gar nicht erst antreten. Beide vertreten Parteien der Hutu-Bevölkerungsmehrheit, die in Ruanda nicht mehr so heißen darf. „Wir sind alle Ruander“ ist die Losung Kagames. Ntaganda ist im Gefängnis, Ingabire steht unter Hausarrest. Auch Frank Habineza, der vor einem guten Jahr eine grüne Partei gegründet hat, durfte nicht antreten. Sein Stellvertreter, André Kagawa Rwisereka, ist erst vor drei Wochen mit nahezu abgetrenntem Kopf gefunden worden. Habineza war Mitglied der Regierungspartei, bis er anfing, die Missachtung von Menschenrechten zu kritisieren. Jetzt wagt er sich kaum noch aus seinem Büro heraus.

Zwar beteuert Kagames Partei, sie habe nichts mit den Morden vor der Wahl zu tun. Doch niemand will Kagame zum Feind. Der mittlerweile 52-jährige Präsident hat einen Großteil seines Lebens im Nachbarland Uganda verbracht. Dort hat er sich der Rebellenarmee des heutigen Präsidenten Yoweri Museveni angeschlossen und dessen Geheimdienst geleitet. Von 1990 an baute er seine RPF auf, um den Militärdiktator Juvenal Habyarimana zu stürzen, dessen Absturz mit einem Flugzeug 1994 den Völkermord auslöste. Nach 100 Tagen des Mordens, bei dem 800 000 Tutsis und moderate Hutus umkamen, marschierte Kagame mit seiner Rebellenarmee in die Hauptstadt Kigali ein. Zunächst wurde er Vizepräsident und Verteidigungsminister, im Jahr 2000 wählte ihn das Parlament zum Präsidenten.

2003 stellte sich Kagame erstmals den Wählern Ruandas und wurde mit knapp 95 Prozent zum Präsidenten gewählt. Dieses Mal hat er diesen Wert nicht ganz erreicht. Nach Auszählung etwa der Hälfte der Wahlkreise waren es rund 93 Prozent. Der asketisch wirkende, hochgewachsene Kagame hat vier Kinder und verbreitet seine Botschaften auch auf Facebook und Twitter. Auf seiner Homepage nennt er zwei Hobbys: Er sei Tennisspieler und Fußballfan.

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