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Ulrich Maurer

© Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde

Porträt Ulrich Maurer, Gysi-Berater: „Ich bin Spezialist für unlösbare Aufgaben“

Ulrich Maurer galt lange als Spezi von Oskar Lafontaine. Jetzt, nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag, hat ihn Linksfraktionschef Gregor Gysi als Berater verpflichtet.

Von Matthias Meisner

Gregor Gysi war voll des Lobes. Als der Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion Ende September den Abgeordneten Ulrich Maurer verabschiedete, schwärmte er über den Stuttgarter als „Typ“, „tollen Mann“ und „sehr klugen Analysten“. Maurer sei, sagte Gysi bei der ersten Fraktionssitzung nach der Wahl über seinen bisherigen Stellvertreter, in der Fraktion „ganz wichtig“ gewesen, „jemand für unangenehme Aufgaben, die ich ungern wahrnehme“. Zudem nützlich, „wenn ich ausnahmsweise in Panik geriet“.

Der gebürtige Stuttgarter, inzwischen 66, war nicht mehr angetreten. Und mancher rieb sich verwundert die Augen, weil Gysi von einem schwärmte, der es ist ihm nicht immer leicht gemacht hatte. Maurer, der in der Südwest-SPD politisch sozialisiert und 2005 über die WASG zur Linken gekommen war, ist ein enger Vertrauter von Oskar Lafontaine. Als Strippenzieher, Wahlkampfhelfer und Zuspitzer kämpfte er an vielen Fronten. Längst nicht immer auf Gregor Gysis Seite.

Dass der Linken-Fraktionschef nun Maurer zum Berater ernannte, überraschte auch viele Genossen. Maurer, der seit zwei Jahren in Berlin seinen Hauptwohnsitz hat und von seiner Wohnung in Köpenick aufs Wasser blickt, muss so nicht ganz loslassen vom Politikbetrieb. Er hat einen Schreibtisch im Jakob- Kaiser-Haus des Bundestags, auf demselben Flur wie Gysi. Drei-, viermal die Woche ist er dort. Für den kettenrauchenden Rechtsanwalt, der früh in die Politik ging – mit 21 wurde er jüngster Stadtrat von Stuttgart –, ist der Einsatz für den prominentesten Linken die Chance zum sanften Übergang in den Ruhestand. Solange er noch Übergangsgeld vom Bundestag bekommt, übt er das Amt ehrenamtlich aus, betont der Schwabe. Was er genau macht, ist offen – womöglich auch Streit schlichten zwischen Lafontaine und Gysi? Maurer lächelt verschmitzt: „Ich bin ein Spezialist für unlösbare Aufgaben“, erläutert Maurer seine Funktion.

Der Erfolg der Linkspartei liege ihm am Herzen, versichert der ehemalige Spitzengenosse. Er sei „in das Baby nach wie vor verliebt“. Maßgeblich auf sein Konto geht, dass sich die Partei nach 2012 beruhigt hat – seinerzeit wurde auf dem Göttinger Parteitag eine neue Spitze gewählt. Es war Maurers Idee, den Gewerkschafter Bernd Riexinger zum Ko-Chef von Katja Kipping zu machen. „Ein Friedensangebot“, wie Maurer damals sagte. Nun hat sich Gysi revanchiert.

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