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Palästinenser-Premier Rami Hamdallah

© REUTERS

Porträt von Ramid Hamdallah: Neuer Palästinenser-Premier soll Abbas den Rücken stärken

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat einen neuen Regierungschef benannt. Ramid Hamdallah gilt als wenig charismatisch und hörig. Er soll Abbas den Rücken stärken. Im Bewältigen von Problemen hat er sich bereits in der Vergangenheit bewiesen.

Selbst für viele Palästinenser kam die Ernennung überraschend. Rami Hamdallah war bisher in Palästina keine bedeutende politische Größe. Der 55 Jahre alte Akademiker aus Anabta war hauptsächlich als Präsident der An-Najah Universität in Nablus bekannt. Nicht nur dort erwies er sich seit 1998 als begabter Verwalter. Er stand der palästinensischen Börse vor; stand der Kommission vor, die 2004 die Wahlen überwachte, in denen die radikal-islamische Hamas die Mehrheit im palästinensischen Parlament gewann. Hamdallah ist Mitglied des Aufsichtsrats der Arafat-Stiftung und sitzt im Rat, der den Bildungsaustausch mit der EU fördern soll. Hamdallah hat einen Doktor der Linguistik von der Uni Lancaster.

Seine Ernennung wurde auf der internationalen Bühne begrüßt. US-Außenminister John Kerry, der sich erst vor einem Monat ins Zeug gelegt hatte, damit Hamdallahs Vorgänger Salim Fayyad im Amt bleibt, beglückwünschte Hamdallah. Auch aus Jerusalem war vorsichtiger Optimismus vernehmbar. „Sicherheitsquellen“ erklärten, ihnen sei Hamdallah als Pragmatiker bekannt.

Eigentlich sollte Hamdallah nur für zwei Monate im Amt sein. Nach der Entlassung Fayyads verpflichtete Abbas sich, mit der Hamas eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden, um so den seit 2007 andauernden Bruderzwist endlich zu beenden. Manche werteten die Ernennung des parteilosen Hamdallah deswegen als Signal an die Hamas, dass keine neuen politischen Fakten geschaffen werden sollten, um den Schulterschluss weiterhin zu ermöglichen. „Die neue Regierung wird eine Fortsetzung der alten sein; die meisten Minister werden ihr Amt behalten.“

Vielmehr wurde er ernannt, um zu helfen, strukturelle und finanzielle Probleme der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) zu lösen. Abbas entschied sich wahrscheinlich für den parteilosen Hamdallah, weil der als wenig charismatisch und hörig gilt. Seine wichtigste Aufgabe dürfte also sein, Abbas daheim den Rücken frei zu halten. Während der Präsident auf der internationalen Bühne für sein Volk ringt, soll Hamdallah sich um die Gehälter der Beamten, die Sicherheit im Westjordanland und die Strom- und Wasserversorgung der Palästinenser kümmern. Dabei erwarten ihn viele schwere Augenblicke. Dass er solche allein bewältigen kann, hat er vor einem Jahrzehnt bereits bewiesen. Damals verlor er seine drei Töchter und seine Ehefrau bei einem Verkehrsunfall.

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