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PORTRÄT YASMIN FAHIMI SPD-GENERALIN IN SPE:: „Wir bezahlen mit unserer Gesundheit“

Es ist ein Wagnis, das SPD- Chef Sigmar Gabriel mit der Klärung der letzten wichtigen Personalfrage seiner Partei eingeht: Als Nachfolgerin von Andrea Nahles, die seit drei Wochen das Arbeitsministerium leitet, hat der SPD-Vorstand eine Gewerkschafterin nominiert, die sich auf dem Berliner politischen Parkett kaum auskennt, keine herausgehobene politische Funktion ausgeübt hat und weder jemals in den Bundestag noch in einen Landtag gewählt wurde. Das Risiko kann Gabriel tragen, da die wichtigsten Botschaften für die SPD in den kommenden vier Jahren die sozialdemokratischen Kabinettsmitglieder selbst unter die Leute bringen wollen.

Von Hans Monath

Es ist ein Wagnis, das SPD- Chef Sigmar Gabriel mit der Klärung der letzten wichtigen Personalfrage seiner Partei eingeht: Als Nachfolgerin von Andrea Nahles, die seit drei Wochen das Arbeitsministerium leitet, hat der SPD-Vorstand eine Gewerkschafterin nominiert, die sich auf dem Berliner politischen Parkett kaum auskennt, keine herausgehobene politische Funktion ausgeübt hat und weder jemals in den Bundestag noch in einen Landtag gewählt wurde.

Das Risiko kann Gabriel tragen, da die wichtigsten Botschaften für die SPD in den kommenden vier Jahren die sozialdemokratischen Kabinettsmitglieder selbst unter die Leute bringen wollen. Die Generalsekretärin soll stärker als in Oppositionszeiten in die Partei hineinwirken – und etwa dafür sorgen, dass die ungewöhnlich hohe Geschlossenheit der SPD der jüngsten Zeit weiter gewahrt wird. Drei Landtagswahlen und die Europawahl muss sie 2014 vorbereiten.

Das Vertrauen in die 46-jährige Chemikerin, die zuletzt in der IG Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) für politische Planung zuständig war, ist offenbar groß. Mitglied der Partei ist die Tochter eines Iraners und einer Deutschen seit mehr als 20 Jahren. Im vergangenen Jahr gründete sie in Berlin gemeinsam mit Nahles, der Grünen Steffi Lemke und Umweltverbänden den rot-grünen Think-Tank „Denkwerk Demokratie“. Künftig wird sie dann auch die SPD-Kontakte zur Linkspartei ausbauen müssen, eine strategische Aufgabe.

Als Leiterin der IG BCE-Kampagne „Gute Arbeit“ hat Fahimi oft die Nebenwirkungen und die psychischen Belastungen moderner Hochleistungsarbeit in einer globalisierten Ökonomie beschrieben. „Wir bezahlen die massive Intensität und Leistungsverdichtung unserer Arbeit mit unserer Gesundheit“, warnte sie im November auf einer Veranstaltung in Berlin.

Zwar muss die neue Generalsekretärin weniger Konflikte als Vorgängerin Nahles mit dem Parteichef fürchten, dessen unabgestimmte Spontanaktionen in der SPD-Zentrale oft für Reibung sorgen. Als Superministerium für Wirtschaft und Energie kann Gabriel nun seltener im Willy- Brandt-Haus präsent sein. Fahimis Arbeitsbelastung dürfte trotzdem intensiv, verdichtet und damit gesundheitsgefährdend ausfallen. Immerhin: In ihrem alten Wirkungsfeld rühmt man, sie sei nicht nur kollegial, entschieden und eine effiziente Organisatorin, sondern auch äußerst nervenstark. Das immerhin könnte beim Gesundbleiben helfen. Hans Monath

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