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Die Berliner Spitzenkandidatin der Grünen für die Abgeordnetenhauswahl, Renate Künast, erwartet von der Wahl in Schwerin positive Folgen für ihren Berliner Wahlkampf. "Die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern haben Geschichte geschrieben", sagte sie dem Tagesspiegel am Sonntagabend. "Die politische Landkarte ist jetzt überall grün." Das gebe den Grünen in Berlin "Rückenwind", sagte sie. "Darüber freuen wir uns natürlich sehr." Der Grünen-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Volker Ratzmann, freut sich, dass seine Partei "eine historische Marke geknackt" habe und nun in allen Landtagen vertreten sei. Die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern hätten dank einer motivierten Basis einen "Superwahlkampf" gemacht - das motiviere auch die Parteifreunde in Berlin zusätzlich.

© dpa

Von Mecklenburg-Vorpommern nach Berlin: Renate schwächelt - da hilft kein Rückenwind aus Schwerin

Trotz starker Grüner in Mecklenburg-Vorpommern: In Berlin hat die kämpfende und sorgende Künast gegen den themenfernen Wowereit keine Chance. Ein Kommentar.

Zehn Jahre Regierende Bürgermeisterin, das sei ihr Ziel, hat Künast am Sonntag gesagt. Das wird wohl nichts, denn die Grünen liegen in Umfragen erstmals hinter der CDU. Kein Duell mehr auf Augenhöhe mit Klaus Wowereit – jetzt bleibt nur noch Juniorpartner.

Was für ein Absturz: Zu Jahresbeginn fühlten sich die Grünen noch als stärkste Partei und Künast sonnte sich in der Sympathie der Berliner gleichauf mit Wowereit. Heute läge der Amtsinhaber 30 Prozent vor Künast, wenn der Regierende Bürgermeister direkt gewählt würde.

Es kommt viel zusammen: Zu früher Start, anfänglich mangelnde Berlin-Kompetenz und inhaltliche Wackeleien wie zur Rolle des neuen Airports. Taktisch falsch war wohl, sich die CDU-Option offenzuhalten, um notfalls Chefin einer grün-schwarzen Koalition zu werden. Seitdem räubert die Piratenpartei unter grünen Wählern.

Vor allem aber kommt die Kandidatin nicht an: Renate kämpft, Renate sorgt – doch der lässig-entspannte und themenferne Wowereit entspricht wohl mehr der Gefühlslage der Berliner. Man kann sich wundern über so viel Genügsamkeit nach zehn recht bescheidenen Regierungsjahren – und als Beleg sehen, warum es hier insgesamt nicht recht vorangeht. Den Grünen hilft das nicht.

Der Wahlerfolg in Mecklenburg-Vorpommern kommt in Berlin nicht als Rückenwind an und der Fukushima-Bonus ist aufgezehrt. Ein Rennen endet an der Ziellinie, sagt Künast. Das ist richtig. Aber ohne neue Strategie für den Endspurt wird es nichts.

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