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Ruderin Nadja Drygalla. Ihr Freund ist bekannter Neonazi.

© dpa

Skandal um deutsche Ruderin: Wer wissen wollte

Wen Nadja Drygalla liebt, ist ihre Privatsache. Allerdings kann sie mit ihrer Beziehung zu einem Neonazi die Bundesrepublik nicht würdig bei Olympia vertreten. Die Sportfunktionäre hätten das aber auch schon vorher wissen können.

Von Frank Jansen

Liebe geht bekanntlich auch seltsame Wege. Dass Nadja Drygalla sich mit einem Neonazi eingelassen hat, ist unverständlich, aber ihre Privatsache. Dass Nadja Drygalla für Deutschland bei den Olympischen Spielen gerudert hat, ist hingegen ein öffentlicher Vorgang, in dem es um mehr geht als um die Person. Die Bundesrepublik kann erwarten, würdig vertreten zu werden.

Eine Sportlerin, die ihre Polizeilaufbahn abgebrochen hat, nachdem ihr Kontakte zur rechtsextremen Szene vorgehalten wurden, erscheint nicht geeignet, Deutschland repräsentieren zu können. Drygalla hat freiwillig an ein Milieu angedockt, das Deutschlands dunkelste Jahre als seine hellsten glorifiziert. Die Ruderin ist entweder unglaublich naiv oder dumm oder selbst vom braunen Ungeist infiziert. Keine Variante lässt es geboten erscheinen, Drygalla als Vorzeigesportlerin der Bundesrepublik auftreten zu lassen.

Das allerdings hätten der Deutsche Olympische Sportbund und der Deutsche Ruderverband früher wissen können. Beide seien, sagt das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern, 2011 in die Gespräche mit Drygalla vor ihrem Abschied von der Polizei eingebunden gewesen. Doch jetzt tun die Funktionäre überrascht. Was widert einen mehr an: Sympathie für einen Neonazi oder offizielle Heuchelei?

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