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Blick in einen Hörsaal

© dpa

Sprachreform: Professorin wünscht sich ein X statt des Geschlechts

Sprache ohne Mann und Frau. Die Genderforscherin Lann Hornscheidt wünscht sich das neutrale X. Tagesspiegel-Autor Helmut Schümann macht sich Gedanken.

Ich war mal Studierx, ohne zu wissen, dass ich ein Studierx bin. Ich hatte auch Kommilitonen und Kommilitoninnen, zumindest dachte ich das. Heute weiß ich dank Lann Hornscheidt, einer Professorin an der Berliner Humboldt-Universität, dass sie alle Kommilitonx waren. Die Kommilitonx waren aber genauso dumm wie ich und hielten sich seinerzeit für Studenten, die männlichen, oder Studentinnen, die weiblichen. Es gab das ein oder andere Seminar im Mittelhochdeutschen, da waren wir alle aber eigentlich Tunixe.

"Professx Hornscheidt" ist etwas sperrig auszusprechen

Naiv wie man in diesen Zeiten war, ahnten wir nicht einmal, dass wir uns diskriminiert fühlten, wenn man uns mit Herr oder Frau ansprach, wenn man Student oder Studentin sagte. Heute weiß man das eben, weswegen Lann Hornscheidt, die Professorin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, vorschlägt, lieber die neutrale x-Endung zu verwenden, damit das X Geschlechtsvorstellungen durchkreuzen kann. Eine gute Wahl, schließlich wäre kein anderer Buchstabe unseres Alphabets so deutlich zum Durchkreuzen in der Lage wie das X. Wir Studierx sind nur nicht darauf gekommen.

Die Frau Professorin ist aber eigentlich keine Frau Professorin. Weil die Lehrenden, die männlichen und die weiblichen, in die gleiche Diskriminierungsfalle tappen wie die Studierx, schlägt sie Professx vor. Das liebe Professx Hornscheidt ist aber ein bisschen sperrig auszusprechen. Ich sehe schon ein, dass Professks auch nicht besser ist, zumal das KS nichts bildlich durchkreuzt und seinerseits stark diskriminierend wirken kann, weil es entfernt an Keks, also Scherzkeks, erinnert.

Und kein -mann am Namensende!

Wenn manx künftig in einer langweiligen Vorlesung eines vormaligen Professors kurz vor dem Einnicken ist, dann hilft das Professx sicher weiter, weil das Studierx statt einzunicken darüber nachdenken kann, ob das Professx da vorne ein Langweiler ist oder eine Langweilerin. Sehen kann das Studierx das zum Glück nicht mehr, das X hat ja die Geschlechtsvorstellung durchkreuzt und unsichtbar gemacht. Wie das funktioniert bei das Asterix und das Obelix und all den anderen Galliern wird man sehen. Professx Hornscheidt ist aber zuversichtlich, weil sich Sprache eben auch kontinuierlich ändert. Was aber das Professx ausdrücklich nicht will, es will niemandem Vorschriften machen. Weil die Menschen darüber nachdenken sollen und selber Veränderungen wollen. Ich fange mal an, weil das -mann, das bei mir hinter dem ü steht, arg provokant wirkt.

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