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Thilo Sarrazin ist noch SPD-Mitglied - auch deshalb, weil seine Partei befürchtet, durch seinen Ausschluss Wähler zu verlieren.

© dpa

Von Tag zu Tag - Die Glosse aus Berlin: Die SPD sollte sich endlich von Thilo Sarrazin verabschieden

Thilo Sarrazin sorgt wieder für Aufsehen. Nach seinem umstrittenen Buch und der UN-Rüge wegen Rassismus polemisiert er nun gegen die Homo-Ehe. Was treibt diesen Mann zu so einem Blödsinn, fragt sich Bernd Matthies und rät der SPD zum Abschied von einem alten Mitglied.

Ach, irgendwie braucht ja jede Partei ein paar Politiker, die die Ränder bedienen und Wähler binden, die auf dem Absprung sind. Die CSU hat diese Aufgabe eigens ihrem Vorsitzenden übertragen, das schafft die SPD nicht. Sie leistet sich Thilo Sarrazin, der ein Ausschlussverfahren nicht zuletzt deshalb überstanden hat, weil man fürchtete, er könnte dann auch gleich eine fühlbare Zahl gleichgesinnter Wähler irgendwohin mitnehmen. Schon damals war aber völlig unklar, was Sarrazins Weltbild eigentlich noch mit dem Markenkern der SPD zu tun hat.

Der Drang zum Blödsinn

Diese offene Kluft hat ihn offenbar nicht ruhen lassen. Was würde die SPD noch so alles schlucken? Nun tritt Sarrazin wieder einmal mit neuen Ansagen in die Öffentlichkeit, und wieder einmal stellt sich die Frage, welch selbstzerstörerischer Drang ihn dazu treibt, Blödsinn zu erzählen. Gesprächspartner zu interessanten Fragen der Homosexualität war diesmal das Magazin „Compact“, das zwischen Verschwörungsparanoia und Nationalbolschewismus pendelt und jenen Ken Jebsen beschäftigt, der einst wegen abseitiger Theorien über den „Holocaust als PR“ vom RBB gefeuert wurde.

Seine Kritik an die Homo-Ehe taugt bestenfalls für den rechten Stammtisch

Solche Wahlverwandtschaften sollten einem erfahrenen Politiker zu denken geben. Nur ist Sarrazin inzwischen viel zu sehr von seiner Mission getragen, als dass ihn das noch interessieren würde – der Mission, herauszuposaunen, was er für die unterdrückte Wahrheit hält.

Doch seine Sottise über die Homo-Ehe, die mit einer richtigen Ehe so viel zu tun habe „wie ein Löwe mit einem Faultier“, taugt bestenfalls zum Schenkelklopfer im Bierdunst rechter Stammtische – jener, die ihre familienpolitische Kompetenz von Sarrazins neuer Geistesverwandter Eva Herman beziehen.

Das alles ist aus Sicht der SPD parteischädigendes Verhalten. Also wäre es wohl Zeit für einen neuen Anlauf zum Rauswurf. Es ist nicht anzunehmen, dass Sarrazin heute noch irgendeinen Verteidiger in der Partei findet.

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