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Sommer in Berlin - das bedeutet Sonne ohne Ende.

© dapd

Wetter: Der Sommer ist eine Tatsache

Der Hitzschlag ist mittlerweile ein normaler Bestandteil des Sommertags geworden, so wie früher der Mückenstich. Unser Autor Harald Martenstein hält den Rekordsommer kaum noch aus. Wann wird es endlich wieder etwas kühler?

Ich liebe diese langen, heißen Julinächte, bei offenem Fenster. Ich liebe den Berliner Sommer, die Seen, die Grillfeste, den warmen Asphalt. Berlin unter dem Julimond, beste Stadt der Welt. Aber in diesem Jahr ist es beinahe zu viel, oder? Ich meine, man krepiert ja fast. Ein Königreich für einen Regenschauer!

Schon in seiner Studie „Natura 2000“ hat das Bundesamt für Naturschutz davor gewarnt, die Klimaerwärmung zu unterschätzen. Es werde in Deutschland nicht nur immer heißer, sondern auch trockener. Die Klimaforscher Peter C. Werner und Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe weisen darauf hin, dass „insbesondre in Ostdeutschland eine zunehmende Gefahr von Dürren“ besteht. Auch der Frankfurter Klimaexperte Christian D. Schönwiese hat zweifelsfrei herausgefunden, dass eine „Tendenz zu häufigeren Hitzesommern besteht und diese zumeist sehr trocken sind“. In dem gleichen, vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung herausgegebenen Band werden auch die Folgen der ständigen Hitze für unsere Gesundheit geschildert. In Großstädten wie Berlin wird „durch die intensiveren sommerlichen Hitzewellen die gesundheitliche Gefährdung ansteigen“. Der Hitzschlag ist ein normaler Bestandteil des Sommertags geworden, so wie früher der Mückenstich.

Seit langem fordern die Wissenschaftler einen klimagerechten Stadtumbau und effektive Hitzewarnsysteme. Feuchte, regenreiche Wetterlagen werden, wie Klaus-Jürgen Schreiber vom Deutschen Wetterdienst erklärt, immer seltener. Der Wassermangel hat, als größtes Problem der Landwirte, den Frauenmangel abgelöst. Bald werden laut wissenschaftlicher Prognosen Wüstenpflanzen, etwa das Sudangras, sich bei uns ausbreiten, vielleicht auch Kakteen und wilde Kamele. Wir müssen unsere Häuser völlig anders bauen, hitzefest.

Viele Forscher warnen davor, den längst bewiesenen Trend zu immer mehr Hitze und immer mehr Trockenheit zu leugnen, was leider in Teilen der Bevölkerung der Fall ist. Manche Menschen sind der Ansicht, es regne und es sei relativ kühl und dies sei nicht seltener, sondern öfter der Fall als früher. Es handelt sich um eine Massenpsychose, möglicherweise eine Folge von wochenlanger Hitze und Dehydrierung. Verdurstende in der Wüste sehen manchmal das Bild einer Oase vor sich. In ganz ähnlicher Weise glauben zur Zeit viele Berliner, es regne, obwohl nun schon seit Mitte Juni, wissenschaftlich bewiesen, Temperaturen von über 35 Grad herrschen. Und der Winter wird, wie in den Vorjahren, keine Erleichterung bringen, die Berliner Winter sind ja seit Jahren, wie vorhergesagt, kurz, regnerisch und ohne Schnee. Es ist heiß. Das ist einfach eine Tatsache. Wir sehen uns am Wannsee!

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