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Ulrich Syberg, der Bundesvorsitzende vom ADFC ist sich sicher: „Städte, die den Radverkehr voran bringen, können sicher sein: Das Engagement kommt an – die Menschen bemerken die Verbesserung."

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Fahrradklima-Test 2015: ADFC mit klaren Worten

Radfahren boomt. Besonders in mittelgroßen Städten ersetzen Fahrräder oft Autos. Das Beispiel Münster zeigt seit vielen Jahren, wie beliebt die Fortbewegung mit Pedalkraft sein kann. Der Erfolg bringt den Städten aber auch neue Probleme.

Zehntausende Radfahrer haben den Verkehr großer deutscher Städte besonders kritisch beurteilt. Die meisten Großstädte wie Berlin, Hamburg, Köln und Düsseldorf landeten in einer bundesweiten Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) auf den hinteren Plätzen. Münster in Westfalen eroberte erneut den Titel als Deutschlands fahrradfreundlichste Stadt in der Kategorie der Kommunen mit mehr als 200 000 Einwohnern.

Im sogenannten Fahrradklima-Test, den der ADFC am Donnerstag in Berlin zum sechsten Mal vorstellte, folgen auf dem zweiten und dritten Platz Karlsruhe und Freiburg. Bei den mittelgroßen Städten mit 100 000 bis 200 000 Einwohnern liegen Erlangen, Oldenburg und Ingolstadt auf den ersten Plätzen. Die fahrradfreundlichste Stadt mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern ist Bocholt in Westfalen. Sieger bei den Orten unter 50 000 Einwohnern ist Reken im Münsterland.

Die Bestnote geht erneut nach Nordrhein-Westfalen: Münster hat den ADFC-Titel der fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands verteidigt.
Die Bestnote geht erneut nach Nordrhein-Westfalen: Münster hat den ADFC-Titel der fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands verteidigt.

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Unter den sogenannten Aufsteigern, den Städten, die seit 2012 am meisten für die Fahrradfreundlichkeit taten, liegen laut ADFC in den verschiedenen Größenordnungen Wuppertal, Göttingen, Schwerin und Heiligenhaus vorn.

Radler fühlen sich unsicher

An der Umfrage beteiligten sich im Herbst mehr als 100 000 Radfahrer, die anhand von 27 Fragen ihre jeweiligen Heimatstädte beurteilten. 468 Städte kamen in die Wertung, die als „Kundenbarometer in Sachen Radverkehr“ bezeichnet wurde. Schlechte Noten verteilten die Radfahrer in der Befragung oft, weil sie sich unsicher fühlten. Für die Sicherheit gab es in Großstädten nur eine Durchschnittsnote von 4,1. Die befragten Menschen kritisierten parkende Autos auf Radwegen, schlechte Ampelschaltungen, Baustellen und fehlende Schneeräumung im Winter.

Der ADFC Bundesvorsitzende Ulrich Syberg erklärte dazu: „Wenn sogar die Intensiv-Radfahrer sagen, dass sie sich mit dem Rad auf der Straße nicht sicher fühlen, dann schrillen bei uns die Alarmglocken. Denn wir wissen aus internationalen Studien, dass die gefühlte Sicherheit der entscheidende Faktor ist bei der Frage: Steige ich aufs Rad oder ins Auto. Wer mehr Radverkehr will, muss hier ansetzen.“

Der ADFC forderte daher mehr Tempo-30-Zonen und die Verbreiterung der Radwege, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Die alten Radwege aus den 80er-Jahren seien zum Teil gefährlich, weil sie an schlecht einsehbaren Stellen verlaufen würden, sagte der ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork.

Es gibt viel Nachholbedarf

Karlsruhe rückte in der diesjährigen Wertung einen Platz vor: „Wir dürfen uns aber auf keinen Fall darauf ausruhen, das ist uns Ansporn, auf diesem Weg weiterzumachen“, sagte der zuständige Stadtplaner Johannes Schell der Deutschen Presse-Agentur. Ein Schwerpunkt der Weiterentwicklung des Radverkehrs sei neben mehr Sicherheit die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung. Damit haben andere Städte wie Frankfurt am Main bereits gute Erfahrungen gemacht.

Der ADFC rechnet mit einer weiteren Zunahme des Radverkehrs. Besonders die Elektroräder würden einen weiteren Schub bringen, das sehe man an hügeligen Städten wie Wuppertal. Die Infrastruktur der Städte müsse weiter angepasst werden, sagte Stork. Nötig seien auch zusätzliche sichere Abstellmöglichkeiten und eine bessere Verkehrssteuerung. „Wir haben in den Städten einen großen Nachholbedarf." (dpa)

Weitere Informationen zum "Fahrradklima in Berlin" finden Sie hier

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