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AfD: Alternative für Nazis

Wolfgang Schäuble hat sie hart attackiert: Die AfD sei hemmungslos demagogisch und erinnere ihn an die Republikaner. Und tatsächlich: Wer Argumente von der Wirklichkeit entkoppelt, darf sich über zwielichtige Follower nicht wundern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lorenz Maroldt

Die AfD könnte auch AfN heißen, Alternative für Nazis – das jedenfalls ist die Quintessenz der Attacke von Wolfgang Schäuble. Ohne Wenn und Aber, ohne Öffnungsklausel wirft der dienstälteste Minister und Bundestagsabgeordnete der AfD vor, hemmungslos demagogisch alles zu missbrauchen, was zu missbrauchen ist. Ausgehend vom ökonomischen Unsinn, den ihr Vorsitzender Bernd Lucke behaupte, propagiere die AfD Fremdenfeindlichkeit, instrumentalisiere Ausländerkriminalität und erinnere ihn an die Republikaner, einst vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft. Während die irritiert-hilflos wirkende Masse des Politikestablishments noch mit sich und der Frage ringt, wie die „Themen“ der AfD zu übernehmen seien, ist Schäuble weiter: bei ihrer Masche, bei ihrer Methode.

Die Rassisten und Antisemiten, die es gibt in der AfD, folgen nicht dem braven Professor an der Spitze, sondern einer absichtsvoll ausgelegten Honigspur, die in den Salon gesellschaftlicher Anerkennung führt. Am Wegesrand stehen plakatierte Wahlkampfslogans wie dieser: „Einwanderung braucht klare Regeln“. Die Demagogie steht zwischen den Zeilen: Der Satz unterstellt als Forderung subkutan, dass es klare Regeln nicht gibt. Das ist zwar objektiv falsch, aber wirkt bei manchen schneller, als der Verstand funktioniert. Viele frühere Wähler der NPD und anderer Rechtsextremisten finden heute die AfD attraktiver.

Ein Mitglied der SPD ist mit dieser Methode als Buchautor reich geworden: Argumente von der Wirklichkeit zu entkoppeln und dadurch eine fiktive Realität zu schaffen. Die AfD sucht nicht von ungefähr seine Nähe, einer Einladung ist er gerne gefolgt. Für 74 Euro gab es ein komplettes Menü: Hirschkeule in Hagebuttensauce, Landschweinfilet an Cognacrahmsauce und Sarrazin in Ressentimentsülze. Ausdrücklich hieß es, der „Secco“ sei deutsch; zur Übersetzung von Secco hat es schon nicht mehr gereicht.

AfD schlägt Brücken ins Trübe

Um schnell zu wachsen, heraus aus dem klein-professoralen Milieu, hat die AfD Brücken ins Trübe geschlagen. Wer Wahlkampf mit „Grenzkriminalität“ so macht wie die AfD, darf sich über grenzkriminelle Follower nicht wundern. Die antisemitischen Ausfälle eines AfD-Nachrückers in Brandenburg waren kein Geheimnis. Er fühlte sich aber offenbar wohl in der „alternativen“ Gemeinschaft. Die AfD duldet rassistische Haltungen wie solche, dass Flüchtlinge natürlich kriminell sind, weil sie es aus Afrika nicht anders kennen, hat Kandidaten wie jenen, der „die Volksmeinung fühlt“, und bekommt dann eben auch schnell Leute an ihre Seite, für die das NSU-Verfahren ein „Schauprozess“ ist.

Alexander Gauland, Brandenburgs AfD-Spitzenmann, will in der Fraktion solche nicht haben – jetzt, nach der Wahl. Aber im Landtag bleiben sie, reingerutscht mit ihrem extremistischen Weltbild auf dem Ticket der AfD. Das steht auch anderswo bevor. In Berlin geht es vermeintlichen „Lebensschützern“ ausdrücklich nur um das „eigene Volk“, in Hamburg will die AfD einen „liberalen“ Wahlkampf machen mit Extremisten aus der früheren Schill-Partei, in Mecklenburg-Vorpommern stimmt die AfD Anträgen der NPD zu und will es trotz Rüge auch wieder tun. Der Brei quillt über, auf „Töpfchen, steh“ hört keiner mehr.

Die AfD ist mehr Projektion als Partei, aufgepumpt von schillernd-diffusen, irrational-radikalen Erwartungen, schon jetzt bis zum Platzen gedehnt. Schäuble hat daraus den richtigen Schluss gezogen – und die Nadel gezückt.

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