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Den Kampf in der Partei gewonnen, bei einem Auftritt in einem Biergarten in Essen verloren: Die neue AfD-Vorsitzende Frauke Petry.

© AFP

Update

Neue Parteichefin Frauke Petry: AfD-Feier in Essener Biergarten gestört

"Mach' die Musik wieder an da, du Ochse!" Dies ruft ein Gast eines Biergartens in Essen, als ein Redner die Musik ausstellt und die neue AfD-Chefin Frauke Petry ans Mikrofon bittet. Diese kommt nicht.

Am Samstag erst hat Frauke Petry Parteigründer Bernd Lucke entmachtet. Ihr Einstand als neue AfD-Vorsitzende wurde in einem Essener Biergarten gefeiert. Doch dies gefiel den dortigen Gästen überhaupt nicht - derbe Zwischenrufe erntete ein scheinbar angetrunkener AfD-Anhänger, der Frauke Petry aufforderte, ans Mikrofon zu kommen. Dies zeigt ein Youtube-Video, das von einem Biergarten-Gast gemacht wurde.

Auf dem Video ist ein Mann zu sehen, der von dem innerparteilichen Sieg erzählt und die neue AfD-Chefin Frauke Petry preist. Es ist 22.38 Uhr. Dann möchte er diese auf die Bühne bitten, die 40-Jährige soll eine Siegesrede halten. "Wo ist die Frauke?", ruft der Mann ins Mikrofon, "die soll nach vorne kommen." Den Gästen in dem Biergarten gefällt dies gar nicht, einige machen ihrem Unmut Luft: "Habt ihr einen an der Karre?", meckert ein Gast. "Das ist hier keine politische Veranstaltung. Mach' die Musik wieder an da, du Ochse! Wir haben mit eurem Scheiß hier nix zu tun! Ich will nur ein Bier trinken in meinem Biergarten." Zunächst spricht der Redner weiter, dann fallen erste Beleidigungen. ("Ich will mein Bier trinken und du hältst die Schnauze!"). Eine Frau versucht, den Redner von der Bühne zu holen.

Frauke Petry kommt nicht ans Mikrofon und der Mann beendet seine Rede. Es ist nicht klar, ob die neue Parteivorsitzende überhaupt noch anwesend ist. Gegen 22 Uhr hatte sie noch für ein Erinnerungsfoto mit zwei Biergarten-Gästen vor der Theke posiert. "Das ist alles sehr traurig", spricht der Mann noch leise ins Mikrofon. Immerhin dafür erntet er Beifall. "Ja, sehr traurig. Jetzt mach die Musik wieder an", ruft der Gast. "Das hab ich geahnt", übernimmt der DJ das Mikrofon. "So, wir machen mit Musik weiter." Dann warnt er noch vor dem aufziehenden Unwetter in der Nacht zu Sonntag und stellt die Musik wieder an.

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Das Amateur-Video, das auf Youtube online gestellt wurde, findet immer mehr Fans in den sozialen Netzwerken, es wird geteilt und geliket. "Einer der wenigen Momente, in denen ich stolz darauf bin, Essener zu sein", schreibt ein User in den Kommentaren. Vielen anderen bot das Video willkommenen Anlass für Hohn und Spott. "Es ist schon ein Elend, wenn Stammtischparolen selbst dem Stammtisch zu platt werden", postete eine Nutzerin.

Laut derwesten.de handelte es sich nicht um eine angekündigte Rede. Auf Nachfrage der Zeitung sagte der Betreiber des Biergartens, dass der Mann spontan auf den DJ zugekommen sei, um "etwas mitzuteilen". Niemand habe gewusst, welcher Art diese Mitteilung sein würde. Weder der Pächter des Biergartens noch der Grugapark hätten im Vorfeld von einer politischen Rede gewusst, erklärte eine Mitarbeiterin. Der "Wassergarten" des Grugaparks liegt nur wenige Minuten fußläufig zur Grugahalle. Dort hatte der Parteitag mit der Entmachtung Bernd Luckes stattgefunden - dies wollte das AfD-Grüppchen feiern. Der Biergarten soll zu Zweidrittel mit AfDlern gefüllt gewesen sein, schätzt ein Gast an dem Abend.

Wie ein Anwesender dem Tagesspiegel berichtet, hat der "kleine" Zwischenfall den AfDlern nicht gänzlich die Stimmung vermiest, sie blieben und feierten weiter - auch, wenn die Stimmung gedämpft wurde. Anscheinend hatten auch viele Parteiangehörige selbst Probleme mit dem angetrunkenen Mann, der sich ohne Vorankündigung ans Mikrofon begeben hatte. Auch sie baten ihn, nicht weiterzumachen und sollen sich geschämt haben.

Marie Kohls und Ulrich Beul, die Macher des Videos bestätigten dem Tagesspiegel, dass es sich bei dem rustikalen Zwischenrufer um einen Biergarten-Gast handelte. Die AfD-Anhänger waren an blauen Armbändern und Buttons mit der Aufschrift "Weckruf? Nein Danke!" zu erkennen. Sie sind davon überzeugt, dass die Reaktionen der Gäste den Redner zum Rückzug brachten. Ob er dies selber erkannt hat oder die AfDler ihn darauf aufmerksam gemacht haben, ist unklar.

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