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"Teppichgate": Entwicklungsminister Niebel räumt Fehler

© dapd

Affäre Niebel: Teppich mit hohem Anspruch

Nur ein Witz, die Teppichaffäre um Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP)? Ganz im Gegenteil! Bernd Matthies erwartet weitere Enthüllungen.

Zur Teppichaffäre unseres Entwicklungshilfeministers gibt es einen alten, gleichwohl perfekt passenden Witz. Er geht so: Worin besteht der Unterschied zwischen Dirk Niebel und seinem Teppich? Die Lösung: Morgens um sieben muss der Minister aufstehen, der Teppich kann aber liegen bleiben.

Wäre damit das Notwendige gesagt? Ganz im Gegenteil: Die Affäre nimmt jetzt erst Fahrt auf. Zu den ganz frischen Erkenntnissen gehört jene, dass das deutsche Unternehmen DHL für den Transport eines Teppichs dieser Größe von der Botschaft in Kabul zur hiesigen Wohnung des Ministers angeblich einen Betrag von 3840 Euro eingezogen hätte.

3840 Euro! Wir, die wir gut doppelt so viel wiegen und es trotzdem gewohnt sind, für 69 Euro von Schönefeld nach Birmingham und zurück zu fliegen, staunen darüber ein wenig. Denn dieser Tarif entspricht zweifellos dem Niveau der Business Class. Niebels Teppich hätte sich damit das Recht erworben, in der Executive Carpet Lounge von DHL mit allen gewünschten Getränken einschließlich Champagner bekleckert und anschließend per Hand shampooniert zu werden.

Außerdem könnte er ein bevorzugtes Check-in beanspruchen ohne lästiges Anstellen in der Schlange der normalen Fußabtreter, Brücken und Billig- Auslegware. Während des Fluges hätte er das Recht auf einen bis zur Waagerechte klappbaren Einzelsitz, eine Schlafbrille und bequemes Schuhwerk, Dinge also, die bislang keinem flach auf dem Boden herumliegenden Objekt jemals zuteil wurden.

Ein solcher Teppich glaubt vermutlich auch, selbst fliegen zu können. Er möchte, wenn er erschöpft gelandet ist, von einem eigens dafür ausgebildeten Verkäufer von Haus zu Haus getragen und in den höchsten Tönen für seine Knüpfdichte und seine Geber- und Nehmerqualitäten gelobt werden. Ist Schmutz auf ihn gefallen, erwartet er den Einsatz des Heinzelmanns, der saugt und bläst, wo Mutti, na, man kennt das ja.

Im Grunde hat uns der Minister mit seiner Geheimdienstaktion also einen großen Gefallen getan. Unsere Teppiche wissen weiterhin nichts von dieser Welt, sie liegen gehorsam am Boden, wo sie hingehören, sie geben sich mit den üblichen Rotweinflecken zufrieden und murren nicht, wenn wir sie schließlich in einen rostigen Container schleudern, der für ein paar Euro ihre letzte Heimstatt ist.

So, nun bitte die nächsten Enthüllungen. Ist Niebels Teppich aus der Wolle genmanipulierter Schafe geknüpft? Dann wäre der Minister fällig und könnte morgens endlich auch liegen bleiben.

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