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US-General John Campbell beschreibt vor dem Senat die militärische Situation in Afghanistan.

© Reuters

Afghanistan: USA stellen Truppen-Abzug infrage

Die USA erwägen laut einem Medienbericht, ihre Truppen über 2016 hinaus in Afghanistan zu belassen: Die Situation dort sei noch komplizierter geworden.

Die USA erwägen, über 2016 hinaus Truppen in Afghanistan zu belassen. Unter Bezug auf nicht namentlich genannte Regierungsmitarbeiter berichtet die „Washington Post“, Präsident Barack Obama prüfe die Möglichkeit, den geplanten Komplettabzug zu verschieben oder aufzugeben. Bisher hatte Obama beabsichtigt, alle amerikanischen Soldaten bis zum Ende seiner Amtszeit aus Afghanistan heimgeholt zu haben. Der Kommandant der US-Truppen in Afghanistan, John Campbell, hat dem Weißen Haus bereits verschiedene Szenarien für eine veränderte Abzugsstrategie unterbreitet.

Campbell sagte am Dienstag vor dem Verteidigungsausschuss des US-Senats aus. Sein Erscheinen war angesetzt worden, bevor die USA am Wochenende ein Krankenhaus in Kundus beschossen und dabei 22 Menschen getötet haben. Vor dem Ausschuss sagte er, die Situation vor Ort habe sich seit dem Abzugsbeschluss verändert. Die afghanischen Kräfte sähen sich verstärkten Angriffen durch die Taliban ausgesetzt, die Verluste seien größer geworden. „Der Aufstieg des Islamischen Staats hat die Situation noch weiter kompliziert“, fügte Campbell an.

Schon im Februar hatte Campbell den Kongress über die Lage informiert. Und schon da hatte er eine „größere Flexibilität“ beim Abzug eingefordert. Die Debatte speist sich demnach nicht aus der aktuellen Entwicklung in Kundus. Sie ist vielmehr Ausdruck dessen, welche Befürchtung die US-Militärführung mit Blick auf die Entwicklung in Irak und Syrien hat. In Afghanistan könnten nach den Vorschlägen von Campbell bis zu 10 000 Soldaten bleiben – also alle.

Zum Beschuss des Krankenhauses der „Ärzte ohne Grenzen“ sagte Campbell aus, zwar sei die Anforderung von afghanischer Seite gekommen. Die Verantwortung für den Beschuss trügen aber die USA. Er verwies auf mehrere laufende Untersuchungen.

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