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Walter Lindner war Sprecher für Joschka Fischer (Grüne). Sein Nach-Nachfolger Guido Westerwelle (FDP) machte ihn vor ein einhalb Jahren zu seinem Afrikabeauftragten.

© dpa

Afrikabeauftragter: Politik als Kunst des Persönlichen

Walter Lindner war die ideale Besetzung als Afrikabeauftragter. Seine Nachfolge wird im Juli Egon Kochanke antreten.

Berlin - Der Afrikabeauftragte des Auswärtigen Amts, Walter Lindner, beendet nach eineinhalb Jahren seine Tätigkeit und geht als Botschafter nach Venezuela. Sein Nachfolger wird der bisherige Botschafter in Namibia, Egon Kochanke. Lindner sagte zu seinem Abschied am Mittwoch: „Ich lasse den Kontinent ungern hinter mir.“ Bevor Lindner das deutsche Krisenmanagement für die Elfenbeinküste, Sudan, Südsudan und am Horn von Afrika übernahm, war er ebenso lange im Krisenstab des Auswärtigen Amts tätig.

Afrika war da längst sein Thema. Denn Lindner kam gerade aus Kenia zurück, wo er dreieinhalb Jahre lang Botschafter war. Nach der Wahl Ende 2007 spielten sich in Kenia bürgerkriegsähnliche Szenen ab. Rund 3000 Menschen starben und Tausende mussten fliehen. In Kenia wird Lindner nie vergessen werden, dass er in den Chaostagen im größten Slum Nairobis, in Kibera, ohne Leibwächter Lebensmittelhilfe verteilte.

Die Episode zeigt Lindners Arbeitsweise auf dem Kontinent. In seiner kurzen Amtszeit als Afrikabeauftragter war er neun Mal im Sudan und im Südsudan und hat insgesamt 35 afrikanische Länder besucht. „In Afrika geht viel über das Persönliche. Dafür muss man oft vor Ort sein“, sagt er. Deutschland, sagt Lindner, könne „in Afrika etwas bewirken“. Zum einen gebe es in fast allen afrikanischen Ländern eine deutsche Botschaft. Ein weiterer Vorteil der Deutschen sei „relativ leichtes koloniales Gepäck“, wie Lindner sagt, wobei er Namibia, die frühere Kolonie Deutsch-Südwestafrika, ausdrücklich ausnimmt. Angesehen sei aber auch die auf dem Kontinent geschätzte „Verlässlichkeit“ der Deutschen. Sie stünden im Ruf, gegebene Zusagen zu halten. Und diese politische Verlässlichkeit wird auch deutschen Produkten und Ingenieurleistungen zugeschrieben. In Lindners Amtszeit kam hinzu, dass Deutschland im UN-Sicherheitsrat vertreten war. Der größte Teil der dort verhandelten Krisen findet in Afrika statt. deh

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