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Politik: Anhaltendes Interesse an der Stasi

Berlin - Das Interesse an der Geschichte der SED-Diktatur und ihres Staatssicherheitsdienstes sei über all die Jahre ungebrochen geblieben. Das erklärte die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, am Donnerstag bei der Vorlage des 10.

Berlin - Das Interesse an der Geschichte der SED-Diktatur und ihres Staatssicherheitsdienstes sei über all die Jahre ungebrochen geblieben. Das erklärte die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, am Donnerstag bei der Vorlage des 10. Tätigkeitsberichtes ihrer Behörde in Berlin. Seit Inkrafttreten des Stasi-Unterlagen-Gesetzes, das seit 1991 den Umgang mit den Akten des DDR-Geheimdienstes regelt, stellten nach Angaben Birthlers rund 1,8 Millionen Menschen einen Antrag auf Akteneinsicht, manche davon mehrfach. Einschließlich der Anträge auf Entschlüsselung von Decknamen und der Herausgabe von Kopien seien insgesamt rund 2,7 Millionen Anträge von Privatpersonen bei der Behörde eingegangen. Das gesetzlich verbriefte Recht auf persönliche Akteneinsicht sei damit „zu einem zentralen Baustein gesellschaftlicher Aufarbeitung geworden“, sagte Birthler. Im Jahr 2009 wurden 102 658 Anträge auf persönliche Akteneinsicht gestellt. 2010 waren es 87 514 Anträge.

Doch „trotz aller positiven Signale und Entwicklungen sind wir noch weit davon entfernt, dass die DDR als wichtiger Bestandteil deutscher Nachkriegsgeschichte wahrgenommen wird“, sagte Birthler. DDR-Geschichte werde vielerorts „immer noch lediglich als ostdeutsche Regionalgeschichte gesehen“. „Doch ebenso, wie die Geschichte der kommunistischen Herrschaft in den mittel- und osteuropäischen Ländern Teil europäischer Geschichte ist – oder sein sollte –, kann sich ein gemeinsames Geschichtsverständnis in Deutschland nur entwickeln, wenn die zweite deutsche Diktatur darin einen angemessenen Platz einnimmt“, betonte sie.

Für die 63-Jährige war es der letzte Tätigkeitsbericht, den sie in ihrer zehnjährigen Amtszeit vorlegte. Am kommenden Montag wird der aus der DDR ausgebürgerte ehemalige Dissident und heutige Fernsehjournalist Roland Jahn die Leitung der Behörde übernehmen. Nach Ansicht Birthlers wird sich die behördeneigene Forschung künftig weniger dem Stasi-Apparat selbst als vielmehr dessen Wirkungen auf die Gesellschaft widmen. sc

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