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Ein Hauch von Samba und Caipirinha. ARD und ZDF wollen ihre Mitarbeiter mit einen E-Lerning-Kurs für die Gefahren in Brasilien sensibilisieren.

© Heinrich

ARD und ZDF bei der Fußball-WM: Sicherheit geht vor

500 Mitarbeiter von ARD und ZDF werden aus Brasilien berichten. Vorher erhalten sie ein spezielles E-Learning-Training – und billige Handys.

Mit 500 Mitarbeitern werden ARD und ZDF von der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni und Juli aus Brasilien berichten. Der Aufwand ist beträchtlich, die Stadien liegen zum Teil mehrere tausend Kilometer entfernt voneinander – auf europäische Verhältnisse gerechnet so weit wie von Hamburg bis nach Istanbul. Zu den großen Themen bei der Vorbereitung der Fußball-WM in Brasilien gehört aber vor allem die Sicherheit. „Kleinere Raubüberfälle sind an der Tagesordnung“, sagt Wolfgang Merken, der gemeinsame WM-Sicherheitsbeauftragte der beiden öffentlich-rechtlichen Sender. Fast immer seien Waffen im Spiel, von denen rücksichtslos Gebrauch gemacht werde. Kommt es zum Raub, sollte man die Wertgegenstände sofort herausgeben, rät der Experte. „Am besten hat man sogar immer etwas dabei für den Fall eines Raubes.“

Damit die Mitarbeiter von ARD und ZDF sich in brenzligen Situationen richtig verhalten – oder besser noch: gar nicht erst in eine solche Lage kommen – haben die Sender für die WM eine E-Learning-Plattform entwickelt. Der Workshop besteht aus drei Hauptkapiteln, die mit den Titeln „Vor der Reise“, „Während der Reise“ und „Spezielle Situationen“ überschrieben sind. Der E-Learning- Kurs ist so angelegt, dass er in rund 45 Minuten zu absolvieren ist. Dort steht dann zum Beispiel, dass man bei einem Raub nicht versuchen sollte, Augenkontakt mit den Tätern aufzubauen. Die Angst, wiedererkannt zu werden, könnte zu Kurzschlussreaktionen führen.

Auf Statussymbole verzichten

In vielen Teilen Brasiliens sollte man auf das öffentliche Tragen von Statussymbolen wie Uhren, Schmuck oder Ray-Ban-Sonnenbrillen möglichst verzichten. Doch dass diese Vorsicht auch für Smartphones gilt, müssen sich Reporter, Journalisten und Techniker erst einmal klarmachen. Zur Prävention rüsten die Sender ihre Belegschaften für Brasilien mit preiswerten Handys aus.

Gefahren für die Mitarbeiter von ARD und ZDF gab es auch bei der Fußball- WM in Südafrika. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied. Vor vier Jahren seien sich alle der möglichen Gefahren bewusst gewesen, sagt Bertram Bittel, ARD-Teamchef der Fußball-WM in Brasilien. „Bei dieser WM muss hingegen aufgepasst werden, dass das brasilianische Lebensgefühl mit Samba und Caipirinha den Blick auf die Gefahren nicht verstellt.“

Der E-Learning-Kurs ist Pflicht

Die Sicherheitseinweisung über das E-Learning-Portal ist für die Mitarbeiter von ARD und ZDF, die zur Fußball-WM reisen, verpflichtend. Die Software registriert, wer das Programm durchlaufen hat. Zwischendurch stellt das System Testfragen. „In Einzelfällen können wir dann auch noch mal direkt nachhaken und die Kollegen ansprechen, wenn wir sehen, dass das Programm noch nicht absolviert wurde“, sagt Bittel. Der E-Learning-Kurs wurde von einem Unternehmen erarbeitet, das auf das Thema Reisesicherheit spezialisiert ist und über Erfahrungen und Tipps zu Brasilien verfügt.

Über die E-Learning-Plattform erfahren die Mitarbeiter auch, an welche Polizeidienststellen sie sich wenden können. Das deutsche BKA ist ebenfalls vor Ort. Für die Fahrten zwischen dem gemeinsamen Studio von ARD und ZDF an der Copacabana und der 30 Kilometer entfernten Regie gibt es Konvois, die von lokalen Sicherheitsdiensten paramilitärisch geschützt werden. Der Zugang zum Internationalen Sendezentrum erfordert eine spezielle Akkreditierung durch die Fifa.

Für die Sportjournalisten und ihre Teams gilt: keine Besuche in den Favelas. Für Berichte von dort sind die Korrespondenten der Sender zuständig, die sich mit den örtlichen Verhältnissen bereits auskennen. Aber auch die Copacabana kann in den Abendstunden gefährlich werden, wie sich in der vergangenen Woche gezeigt hat. Den Mitarbeitern von ARD und ZDF wird empfohlen, sich möglichst nur in belebten Gebieten aufzuhalten. Um die Risiken zu minimieren, haben die Sender die Unterkünfte so gewählt, dass die Wege zum Internationalen Sendezentrum durch ungefährdete Gebiete führen.

Das Hauptaugenmerk soll jedoch auf der Fußball-Weltmeisterschaft liegen. „Bei aller Vorsicht wollen wir aber vor allem die Begeisterung für die WM und das Land rüberbringen“, sagt Bittel. Kurt Sagatz

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