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Ein Obdachloser in einer Fußgängerzone.

© dpa

Armut in Deutschland: Zahl der Wohnungslosen stark gestiegen

Hunderttausende Menschen in Deutschland haben kein festes Dach über dem Kopf. Seit 2010 wuchs diese Gruppe von 248.000 auf 335.000 Personen an. Die Regierung sagt, an fehlendem Wohnraum liege es oft nicht.

Die Zahl der wohnungslosen Menschen ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Sie wuchs von 248.000 Personen im Jahr 2010 auf zuletzt 335.000, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorlag. Betroffen waren 29.000 Kinder und 306.000 Erwachsene, davon mit 220.000 Personen der Großteil Männer.

Wohnungslos sind Menschen, die auf der Straße leben, die ohne Mietvertrag in Wohnungen auf Kosten des Staats untergebracht sind, die in Notunterkünften oder Heimen untergebracht sind oder bei Verwandten untergekommen sind.

Das Bundessozialministerium stützt sich bei seinen Angaben auf Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, da es keine amtliche Statistik dazu gibt. Man nehme das Problem ernst, so das Ministerium. Die Bundesarbeitsgemeinschaft prognostizierte bis 2018 einen Zuwachs auf 536.000 wohnungslose Menschen.

„Wohnungslosigkeit liegt vielfach nicht in fehlendem Wohnraum begründet, sondern hat in der Regel eine Reihe anderer sozialer und zum Teil auch psycho-sozialer Ursachen“, heißt es in der Regierungsantwort. Oft sei gezielte Hilfe nötig, weil familiäre Probleme, Sucht oder Krankheiten eine Rolle spielten. Eine Statistik zur Zahl der wohnungslosen Menschen sei bei der Regierung nicht geplant.

Die Linken-Fraktionsvize Sabine Zimmermann, die die Angaben angefragt hatte, kritisierte: „Die Bundesregierung verschließt die Augen vor der Realität, wenn sie behauptet, Wohnungslosigkeit liege vielfach nicht in fehlendem Wohnraum begründet.“ Die Kombination von immer weniger bezahlbaren Wohnungen mit einer verfestigten und steigenden Einkommensarmut breiter Bevölkerungsschichten sei oft der Grund. „Es ist unerträglich, dass die Bundesregierung so tut, als ginge sie das alles nichts an.“

Armut breite sich zunehmend in Deutschland aus. „Der Wohnungslosigkeit muss der Kampf angesagt werden.“ Die Regierung müsse eine Statistik zur Zahl wohnungsloser Menschen etablieren. (dpa)

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