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Vor dem Aus? Eine McDonalds-Filiale in Moskau.

© AFP

Auch Moskau verhängt Sanktionen: Russland könnte alle McDonald's-Filialen schließen

Im Ukraine-Konflikt setzen nicht nur die EU und die USA auf Sanktionen - sondern auch Russland. Besonders hart könnte es bald die Fastfood-Kette McDonald's treffen.

Die Fernzüge von Moskau nach Kiew sind nach wie vor ausgebucht, viele Familien in der russischen Hauptstadt haben Verwandtschaft in der Ukraine, und die freut sich – zumal in schlechten Zeiten – auf herzhafte Zuwendungen der Gäste. Doch nun könnte der ukrainische Zoll Mett- und Rauchwurst konfiszieren. Kiew hat ein Embargo gegen russisches Schweinefleisch verhängt, Moskau keilte mit einem Einfuhrstopp für ukrainische Milchprodukte zurück. Seit Montag stehen auch Obst-, Gemüse- und Fischkonserven aus der Ukraine auf der schwarzen Liste. Das Verbot soll auf Back- und Süßwaren mit Kondensmilch ausgeweitet werden. Wohl auch, um Petro Poroschenko zu treffen: Seit der Schokoladenkönig Präsident der Ukraine ist, trägt er aus Moskauer Sicht die Verantwortung für die bürgerkriegsähnlichen Zustände im überwiegend russischsprachigen Südosten des Landes.

Offiziell begründeten sowohl die ukrainische als auch die russische Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor ihre Sanktionen mit Qualitätsmängeln. Ein Vorwand, mit dem Moskau schon 2006 zwei seiner Ex-Vasallen für deren prowestliche Außenpolitik abstrafte. Weine aus Georgien und Moldau verschwanden für Jahre aus den Regalen russischer Supermärkte. Auch heute ist der Import von Wein und Obst aus Moldau in Russland verboten. Ergrimmt über den Druck, den Washington auf seine europäischen Verbündeten ausübt, um diese zu harten Sanktionen gegen Russland zu bewegen, wollen Kreml und Regierung es diesmal nicht nur bei Handelssanktionen gegen Freunde der USA im postsowjetischen Raum bewenden lassen.

McDonalds droht die Schließung aller Filialen in Russland

Ungemach bis hin zur Schließung aller Filialen in Russland droht vor allem dem weltweit größten Fastfoodkonzern McDonald's. Verbraucherschützer wollen bei Routinekontrollen im nordwestrussischen Nowgorod gefährliche Darmbakterien in Salaten und Milchshakes gefunden haben. Sie bemängelten den laxen Umgang mit Hygienevorschriften und erstatteten Anzeige. Grund zu Beanstandungen, so Russland oberste Verbraucherschützerin Anna Popowa, gebe es in allen russischen McDonald's-Filialen.

Popowas Amtsvorgänger Gennadi Onnischtschenko – er hatte georgische und moldauische Weine verboten – plädierte für die Schließung der Kette. Dabei weiß er den Duma-Ausschuss für Gesundheit auf seiner Seite. Vor Gesetz und Verbraucherschutz seien alle gleich, sagte der Vizevorsitzende des Ausschusses, Oleg Kulikow, bei Radio „Echo Moskwy“. Die Zeiten, in denen Russland bei Verstößen gegen Hygienevorschriften „aus diplomatischen Gründen“ alle Augen zugedrückt habe, seien vorbei.

Kulikow, der mit Mandat der Kremlpartei „Einiges Russland“ im Parlament sitzt, meinte damit die Zeit von Gorbatschows Perestroika. Fastfood war damals Synonym für Systemwandel; als das erste Restaurant öffnete, standen sich die Moskowiter schon in der Nacht davor die Füße platt. Inzwischen stehen die Pappsemmeln mit Hack für russische Patrioten für die Dekadenz des westlichen Abendlandes.

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