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Sawsan Chebli, Staatssekretärin für Bundesangelegenheiten in der Senatskanzlei.

© Thilo Rückeis, Tagesspiegel

Berliner Staatssekretärin: Sawsan Chebli - 15 Jahre staatenlos

Sie wuchs auf als eines von 13 Kindern einer Flüchtlingsfamilie. Nun kümmert sich Staatssekretärin Sawsan Chebli im Roten Rathaus in Berlin um Bundesangelegenheiten. Ein Kurzporträt.

Von Hans Monath

Es dürfte nur wenige neue Politiker im Berliner Senat geben, deren Gesicht die Fernsehzuschauer aus den Hauptnachrichten kennen. Sawsan Chebli, die künftig als Staatssekretärin die Bundesangelegenheiten koordiniert, gehörte bislang zu den Personen, die dort regelmäßig zu sehen waren. Die 38-Jährige kam als Vizesprecherin von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) oft in die Bundespressekonferenz und erläuterte die Haltung des Auswärtigen Amtes zur Umsetzung des Minsker Abkommens, zum Krieg in Syrien oder zum Siedlungsbau in Israel.

Auf der Bundesbühne wird Chebli künftig seltener auftreten. Nun muss sie beweisen, wie gut sie im Maschinenraum der Verwaltung Politik umsetzen kann. Der Außenpolitik bleibt sie aber zumindest teilweise treu: Im Roten Rathaus wird sie auch für Auslandsbeziehungen und das Protokoll zuständig sein – und sich auch um ehrenamtliches Engagement kümmern.

Mit diesem Thema kennt sich die Neu-Politikerin aus: Sie ist Gründerin des Projekts "Juma", das junge Muslime zusammenbringt und ermutigt, sich in die Gesellschaft einzumischen. "Juma" ist der Name des islamischen Freitagsgebets, steht aber auch für "jung, muslimisch, aktiv". Auch Chebli ist bekennende Muslima. Die vehemente Verteidigerin des Kopftuchs verzichtet nur deshalb auf das Stück Stoff, weil sie dadurch Nachteile bei ihrer politischen Karriere befürchtet.

Die Politikwissenschaftlerin kommt selbst aus einem sehr religiösen Elternhaus. Sie wuchs als eines von 13 Kindern eines palästinensischen Paares auf, das aus einem Flüchtlingslager im Libanon nach Berlin geflohen war und in Moabit landete. 15 Jahre ihres Lebens war sie staatenlos, bis die Familie 1993 eingebürgert wurde.

In der Berliner Verwaltung kennt sie sich aus

Obwohl ihre Eltern bei der Ankunft in Deutschland Analphabeten waren, erkämpfte sich die Tochter gegen entmutigende Ratschläge mancher Lehrer den Weg bis zum Studium. Heute verfügt sie über das Selbstbewusstsein eines Menschen, der sich fast alles selbst erarbeitet hat. In der Berliner Verwaltung kennt sich Chebli übrigens aus: Unter dem damaligen SPD-Innensenator Ehrhart Körting war sie die erste Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten.

Im Wahlkampf warb der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) offensiv um Muslime. Es gebe in der Stadt "eine sehr selbstbewusste muslimische Mittelschicht", die ihre Religion offen leben wolle, sagte er. Seine neue Staatssekretärin vertritt nun auch diese Gruppe.

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