zum Hauptinhalt

Politik: Böse Absichten aus der Karibik

Anschlagspläne auf Kennedy-Airport in New York aufgedeckt - vier Männer hatten offenbar vor, Treibstofftanks in die Luft zu jagen

US-Behörden haben am Wochenende Anschlagspläne gegen den John-F.-Kennedy-Airport in New York aufgedeckt und drei der vier Tatverdächtigen verhaftet. Bei den vier Männern handelt es sich um schwarze islamische Extremisten aus der Karibik. Sie wollten den Ermittlungen zufolge Treibstofftanks in die Luft jagen, um den Riesenflughafen in ein Flammeninferno zu verwandeln und weit mehr Menschen zu töten, als beim Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 ums Leben kamen.

„JFK“, wie der Airport kurz genannt wird, ist mit täglich tausend Flügen und 45 Millionen Passagieren pro Jahr der größte Flughafen New Yorks. Über ihn reisen viele deutsche USA-Besucher ein. Der Airport im Nordosten Manhattans wird durch riesige Pipelines mit Flugbenzin und anderen Treibstoffen versorgt, die von den Raffinerien in New Jersey im Süden New Yorks über Staten Island, Brooklyn und Queens nach JFK führen. Sicherheitsexperten sagen, es gebe ein automatisches Sicherheitssystem, das Ventile in den Pipelines schließe, wenn einer der Vorratstanks Feuer fange. Das hätte eine Katastrophe, wie sie die Terrorverdächtigen angeblich planten, verhindert.

Die Behörden beschreiben die Gruppe als „Menschen mit fundamentalistischen Überzeugungen und hoher Gewaltbereitschaft“, aber „ohne direkte Verbindung zu Al Qaida“. Einer von ihnen, der 63-jährige Russell Defreitas, hatte jahrelang auf dem Frachtterminal gearbeitet. Er stammt aus Guyana, ist US-Bürger und lebt in Brooklyn. Zwei Mitverschwörer wurden auf der Karibikinsel Trinidad festgenommen. Abdul Kadir (55) war früher Bürgermeister einer Kleinstadt und Abgeordneter im Parlament von Guyana. Er sollte das Geld für den Anschlag beschaffen. Da er auf dem Weg nach Venezuela verhaftet wurde, spekulieren manche US-Medien über eine Verwicklung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez, eines scharfen Gegners der USA. Auch Kareem Ibrahim (61) wurde auf Trinidad festgenommen. Der Vierte, Abdel Nur (57), ist auf der Flucht, vermutlich in Trinidad. Alle vier waren in Kontakt mit der islamisch-extremistischen Jamaat al Muslimeen auf Trinidad und hofften auf den Segen eines Mullahs dort.

Laut der 33 Seiten starken Belastungsakte hatten die Behörden im Januar 2006 von dem Vorhaben erfahren und einen Informanten aus dem kriminellen Milieu auf die Gruppe angesetzt – im Austausch für Strafverkürzung und Geld. Nach dessen Zeugnis hatte Russell Defreitas seit den 90er Jahren Hass auf die USA entwickelt. Als Frachtarbeiter habe er miterlebt, wie „Waffen nach Israel transportiert wurden, um Muslime zu töten“. Fundamentalistische Neigungen habe er erst in den jüngsten Jahren entwickelt, nach mehreren Besuchen in Guyana. Dank des Informanten konnten die Behörden die Gruppe bei ihren Vorbereitungen überwachen und filmen. Im Januar 2007 sei Defreitas vier Mal in einer einzigen Woche in „JFK“ gewesen, habe Anlagen gefilmt und Skizzen von Treibstofftanks und Pipelines gemacht.

Vor einem Monat hatten die Behörden muslimische Exil-Albaner verhaftet, die angeblich einen Anschlag auf Fort Dix in New Jersey planten, eine Hauptausbildungskaserne der US-Armee für Irak. In den jüngsten Jahren waren mehrfach Terrorpläne vereitelt worden. Sie alle befanden sich in einem frühen Stadium. Das generelle Vorhaben war entwickelt, es gab aber kein Ausführungsdatum. Die Erfahrungen deuten darauf hin, dass die USA im Vergleich zu Europa einen größeren Erfolg haben, potenzielle Terrorkreise zu unterwandern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false