zum Hauptinhalt
Bis jetzt finden nur Männer einen Platz beim Schaffermahl. Die bislang einzige Ausnahme bildete Kanzlerin Angela Merkel.

© dpa

Bremer Schaffermahl: Weibliche Prominenz im Blick

Das Bremer Schaffermahl ist eine Männerbastion. Doch auch hier soll nun die Gleichberechtigung Einzug halten.

Was hat Angela Merkel, was andere Frauen nicht haben? Sie durfte als bisher einziger weiblicher Gast am alljährlichen Bremer Schaffermahl von 1545 teilnehmen. Ansonsten laden die veranstaltenden Kaufleute und Kapitäne immer nur Herren zu ihrem angeblich „ältesten Brudermahl der Welt“ ein: Bundespräsidenten, Konzernlenker, Raumfahrer – alles, was in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur etwas zu sagen hat und über XY-Chromosome verfügt.

Doch das scheint sich nun zu ändern. Nach Informationen des Bremer „Weser-Kuriers“ will die veranstaltende Stiftung „Haus Seefahrt“ 2015 erstmals auch mehrere weibliche Prominente als Gäste im historischen Rathaus begrüßen. Die Stiftung will sich erst nächste Woche dazu äußern. Aber falls der Zeitungsbericht stimmt, wäre eine der letzten deutschen Männerbastionen gefallen, und das Traditionsritual würde zum Bruder- und Schwestermahl.

Seit Jahren schon hatten Frauenrechtlerinnen und Politiker bis hinauf zu Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) darauf gedrängt, dass auch beim Schaffermahl endlich die Gleichberechtigung Einzug halten solle. Denn bei dem Honoratioren-Bankett werden wichtige Kontakte geknüpft. Der Bremerhavener Fischunternehmer Ulrich Nußbaum zum Beispiel wäre wohl nicht Berliner Finanzsenator geworden, wenn nicht Bürgermeister Klaus Wowereit ihn 2009 bei Hühnersuppe und Stockfisch schätzen gelernt hätte.

Sogar die Bremische Bürgerschaft forderte 2013 in einer Resolution, „gleichermaßen Männer wie Frauen willkommen zu heißen“. Doch die Stiftung blieb stur: Ihre Einladungspraxis sei „historisch so gewachsen“ und die Zeit „noch nicht reif“ für eine Öffnung zum anderen Geschlecht. Nur für Merkel machte sie 2007 eine Ausnahme; außerdem durften auch einzelne Kapitäninnen mitspeisen, weil sie selber Stiftungsmitglieder sind.

Nun scheint die Zeit doch reif zu sein. Vielleicht spielte dabei eine Rolle, dass sich auch Dax-Konzerne zunehmend schwer damit taten, nur Männer nach Bremen zu schicken – denn das widerspricht ihren auf Gleichberechtigung zielenden Unternehmensgrundsätzen. Jetzt fragt sich nur noch: Was sollen die künftigen Gäste mit XX-Chromosom anziehen? Für die Männer gilt bisher die strikte Order: Frack oder Kapitänsuniform.

Außerdem bleiben letzte Zweifel, ob sich wirklich jede eingeladene Frau über diese Ehre freuen wird. Denn das Schaffermahl ist ein recht eigentümliches Ritual mit minutengenauem Ablaufplan: Fünf Stunden lang verzehren 300 Bremer Kapitäne, Kaufleute und externe Gäste ein gewöhnungsbedürftiges Seefahrermenü, putzen zwischendurch ihr Besteck mit Löschpapier ab, trinken ein extra gebrautes likörähnliches „Seefahrtsbier“, lauschen zwölf Reden, skandieren statt Beifall ein kräftiges „Hepp, hepp, hepp, hurra!“ und rauchen aus weißen Tonpfeifen, die vorher in Rotwein getunkt wurden.

Anschließend traf Mann sich bisher noch zum Tanzen mit den Ehegattinnen, die während des Mahls in einem Nebenraum speisen und per Video das Ritual ihrer Gemahle verfolgen dürfen. Künftig werden sich diesem Damenprogramm wohl auch mitreisende Ehemänner anschließen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false