zum Hauptinhalt
Horst Seehofer.

© dapd

CSU: Seehofer kokettiert mit Schwarz-Grün

Bei einem Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in Moskau stellte CSU-Chef Horst Seehofer Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause als Politikerin vor, die in diesen Tagen immer wieder als mögliche Koalitionspartnerin gehandelt werde.

Moskau - Im Moskauer Restaurant „Weiße Sonne der Wüste“ waren sich Schwarz und Grün schon ganz nah. Lachend saßen CSU-Chef Horst Seehofer und die bayerische Grünen-Fraktionsvorsitzende Margarete Bause am Sonntagabend nebeneinander und amüsierten sich prächtig zusammen – bei einem Abendessen mit landestypischen Spezialitäten samt Bauchtanzdarbietungen. Und auch sonst machte es Seehofer bei seiner Russland-Reise sichtlich Freude, mit einem schwarz-grünen Bündnis zu kokettieren.

Als der Ministerpräsident am Montagmittag in der Residenz des deutschen Botschafters in Moskau die Vertreter der Landtagsfraktionen in seiner Delegation vorstellt, verweist er darauf, dass Bause in diesen Tagen immer wieder als mögliche Koalitionspartnerin gehandelt werde. „Sie hat’s nicht dementiert, ich will’s auch nicht machen“, scherzt er. Ein Satz, den die aus München mitgereisten Journalisten eifrig in ihre Notizblöcke schreiben – auch weil alle noch zu gut Seehofers Interviewaussage vom Wochenende im Kopf haben: In der „Süddeutschen Zeitung“ hatte der CSU-Chef gemahnt, es müsse vermieden werden, dass die Schwäche der FDP die Union belaste. „Es wäre ein schwieriger Moment, wenn eine Infektionsgefahr auftreten würde“, sagte er. Das Interview ist natürlich auch Thema am Rande von Seehofers Russland-Reise. Seine Äußerung habe sich auf Berlin bezogen, in Bayern arbeiteten Christsoziale und Liberale „gut und erfolgreich“ zusammen, stellt er klar. Mit Blick auf die Bundes-FDP aber wiederholt er: Die Probleme einer Partei dürften niemals das Regierungshandeln beeinträchtigen – „was in Bayern nicht der Fall ist und in Berlin nicht der Fall sein darf“.

Den fröhlichen Abend an der Seite Bauses will Seehofer nicht überinterpretiert wissen. Wenn man mal zufällig beim Abendessen nett beisammen sitze, ließen sich daraus keine Koalitionsspekulationen ableiten. Das gleiche gelte für seine Späße über Schwarz-Grün. „Sie wissen, dass ich von Humor im Alltag viel halte, im Übrigen auch im Ausland.“ Auch Bause will der Aussage des CSU-Chefs keine besondere Bedeutung beimessen. „Das ist das übliche Geplänkel von Herrn Seehofer“, sagt sie. Das dauere ein paar Tage, und dann plänkele Seehofer wieder anders. Insofern sei dies eine „nette Spielerei am Rande, aber nicht von hoher politischer Relevanz“.

Einen ernst zu nehmenden Kern macht die Grünen-Fraktionschefin in Seehofers Aussage dennoch aus. Es sei eine „Lockerungsübung von Herrn Seehofer“. Angesichts der Schwäche der FDP versuche die CSU, sich neue Optionen in Bayern zu eröffnen. „Seehofer hat offenbar die absolute Mehrheit für die CSU langfristig aufgegeben.“ Zugleich mache er die FDP, die ohnehin schon am Boden liege, noch weiter runter. dapd

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false