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In Russland werden zunehmend Homosexuelle verfolgt.

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Debatte um Homosexuellen-Gesetz in Russland: IOC-Chef fordert offene Spiele für alle

Spiele ohne Diskriminierung - dafür will sich IOC-Präsident Jacques Rogge einsetzen. Trotz des neuen Anti-Homosexuellen-Gesetzes in Russland sieht er keine Einschränkungen für die Winterspiele in Sotschi.

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IOC-Präsident Jacques Rogge sieht in der Diskussion um die Diskriminierung Homosexueller sowohl seine Organisation als auch die russische Regierung für die Winterspiele in Sotschi in der Pflicht. „Das Internationale Olympische Komitee ist sich darüber im Klaren, dass Sport ein Menschenrecht ist und allen zugänglich sein muss, ungeachtet von ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht oder sexueller Orientierung“, sagte Rogge im Interview mit dem Tagesspiegel: „Die Spiele selbst müssen für alle offen sein.“ Das IOC werde weiter daran arbeiten, dass die Spiele ohne Diskriminierung stattfinden. „Wir würden uns mit aller Kraft jeglicher Bewegung entgegenstellen, die dieses Prinzip gefährdet.“

Von Einschränkungen gehe er nicht aus. Das IOC habe jedenfalls „Zusagen von höchsten Regierungsstellen in Russland, dass diese Gesetzgebung niemanden beeinträchtigen wird, der die Spiele besucht oder daran teilnimmt“.

Schon bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking war das IOC unter Druck geraten, weil das chinesische Regime entgegen anderen Ankündigungen keinen freien Zugang zum Internet ermöglicht hatte. Nichtregierungsorganisationen stellten fest, dass die Situation der Menschenrechte nach den Spielen sogar noch schlechter sei als vorher.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), begrüßte Rogges Aussagen, forderte aber zugleich ein grundsätzliches Bekenntnis des IOC zu Menschen- und Bürgerrechten in Russland. „Was in Russland stattfindet, ist staatliche Verfolgung“, sagte der Politiker dem Tagesspiegel. Er wünsche sich, „dass Rogge ein klares, grundsätzliches Bekenntnis zu Menschenrechten und Freiheit auch in Russland ablegt“. Das entspreche auch der Charta des IOC. Es sei erfreulich, wenn das IOC ein Aussetzen des Gesetzes für Teilnehmer der Spiele erreichen könnte, meinte er. Aber das ändere nichts an der schlechten Situation der Bürgerrechte in Russland. „Da geht es nicht nur um Meinungsfreiheit für Homosexuelle, da geht es um Meinungsfreiheit für alle Menschen in Russland.“ Zudem solle das IOC seine Vergabepraxis überprüfen. „Dem IOC sollte die Situation, die durch die Debatte über Sotschi entstanden ist, eine Lehre sein“, sagte Löning.

Die zunehmende Verfolgung von Homosexuellen in Russland hatte eine Debatte über einen Boykott der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi ausgelöst. Die Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, erklärte am Samstag in Berlin: „Wenn die russische Regierung diskriminierungsfreie Spiele nicht zusichert, ist das Land nicht der geeignete Austragungsort für Olympische Spiele.“

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