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Sergej Netschajew wird Russlands neuer Botschafter in Deutschland.

© Georg Hochmuth, dpa

Deutsch-russische Beziehungen: Netschajew wird neuer Botschafter in Berlin

Er kommt aus der alten Schule der sowjetisch-russischen Diplomatie: Der 64 Jahre alte Sergej Netschajew war schon mehrfach in Deutschland stationiert. Ein Porträt.

Russischer Botschafter in Berlin ist derzeit für einen jungen, ehrgeizigen Diplomaten sicher eine beneidenswerte Position. Nur ein paar Jahre ist es her, da wollten Deutschland und Russland eine strategische Partnerschaft für Modernisierung eingehen. Dann annektierte Russland die Krim, und im Osten der Ukraine brach ein Krieg aus, in dem Moskau die Separatisten unterstützt. Das deutsch-russische Verhältnis hat in der Folge schweren Schaden genommen. Das Vertrauen ist zerstört, der politische Dialog weitgehend eingefroren. Eine Eiszeit bringt für Diplomaten die Chance, sich zu profilieren.

Sergej Netschajew wird neuer russischer Botschafter in Berlin. Jung ist er nicht mehr. Netschajew kommt aus der alten Schule sowjetisch-russischer Diplomatie: geboren 1953, trat der Germanist 1977 in den diplomatischen Dienst ein. Bis auf einen „Abstecher“ in die Mongolei ist seine gesamte Karriere mit den deutschsprachigen Ländern verbunden. Er war in Moskau für diese Länder zuständig, arbeitete an der Botschaft in der DDR und der in der Bundesrepublik. Generalkonsul in Bonn und Botschafter in Österreich sind weitere Stationen.

Erinnerungen an den Mauerfall

Den Fall der Berliner Mauer hatte Netschajew in der Moskauer Zentrale erlebt. Heute macht er in Interviews geltend, dass die „konsequente Position unseres Landes“ eine entscheidende Rolle bei der deutschen Wiedervereinigung spielte. Seine damaligen Kollegen in der Berliner Botschaft dürften auch andere Erinnerungen an die Wochen und Monate nach der Grenzöffnung haben.

Über seine Sicht auf das aktuelle deutsch-russische Verhältnis sprach Netschajew vor einem halben Jahr mit der Moskauer Wirtschaftszeitung „Kommersant“. Der Schuldige an den Spannungen steht für ihn fest. „Nicht wir waren die Initiatoren dieser Eiszeit“, sagte er dem Blatt. Ursache seien „die von deutscher Seite initiierten antirussischen Sanktionen“ und die „antirussische Kampagne der deutschen Medien“. Er sehe jedoch Zeichen der Besserung: „Der politische Dialog entwickelt sich.“ Vor allem im wirtschaftlichen Bereich gebe es „positive Momente“.

Als Netschajew vor einem halben Jahr für den Posten nominiert wurde, hieß es in Moskau, er werde ihn Ende Januar 2018 antreten. Dann sei ja auch die neue Bundesregierung gebildet. Ob sich der Zeitplan angesichts der Verzögerungen in Berlin geändert hat, war nicht zu erfahren.

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