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Jugendfestival: Christen wollen Schwule nicht mehr "heilen"

Ein Workshop des Christenkongresses "Christival 2008" verhieß angebliche "Heilung" von Homosexualität. Schirmherrin des Festivals ist Ursula von der Leyen. Die Grünen protestierten, das Ministerium versprach Aufklärung. Nun ist das Seminar abgesagt worden.

Das Programm des christlichen Jugendfestivals "Christival 2008", das vom 30. April bis 4. Mai in Bremen stattfindet, ist vielfältig: Von "God is a DJ?!? Christus und die Charts" bis zu "So machen wir's - Konzepte christlicher Jugendarbeit" gibt es Workshops zu allen erdenklichen Themen.

Eines der Seminare sorgte in den letzten Tagen allerdings für besonders viel Ärger: Unter dem Titel "Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung" sollte ein Workshop angeboten werden, der nach eigenen Angaben "Wege heraus aus sexuellen Neigungen" anbiete.

"Gefährliche Psychokurse"

Der Grünen-Politiker Volker Beck kritisierte daraufhin, auf dem Kongress würden "gefährliche Psychokurse und minderheitenfeindliche Angebote" abgehalten. Besonders pikant: Familienministerin Ursula von der Leyen ist Schirmherrin des Festivals. Beck forderte, die Schirmherrschaft zurückzuziehen oder das Seminar abzusagen. Das Ministerium versprach: "Wir werden den Hinweisen nachgehen und um Aufklärung bitten."

Aufgrund der "emotional hoch geschaukelten öffentlichen Diskussion" entschieden sich die beiden Referenten Monika Hoffmann und Konstantin Mascher nun selbst dafür, das Seminar zurückzuziehen. "Wie möchten nicht, dass eines von 225 Seminaren dazu führt, dass Christival mit Kritik überhäuft wird, bevor es überhaupt startet", heißt es in einer Erklärung.

Die beiden Referenten sind vom "Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft". Die Standpunkte des Instituts zu Fragen sexueller Orientierung sind äußerst umstritten. Auf der Internetseite heißt es: "Seit 25 Jahren setzt sich das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft - neben anderen Aufgaben - für Männer und Frauen ein, die ihre homosexuelle Orientierung als unerwünscht und als konflikthaft mit ihren Lebenszielen und Überzeugungen erleben."

Nicht das einzige fragwürdige Seminar

Christival-Sprecher Stephan Volke bedauerte die Debatte, die er für nicht nachvollziehbar halte: "Die öffentliche Diskussion ist aus unserer Sicht völlig unbegründet, da das Christival mit dem Motto "Jesus bewegt" ganz andere Schwerpunktthemen verfolgt."

Der Workshop über Homosexualität ist nicht der einzige, der irritiert. Auch der Titel "Hilfe, mein Nachbar ist Muslim" ist verwirrend. Erst die Seminarbeschreibung "Muslime verstehen - Anleitung zum Gespräch - Mut zur Freundschaft" entschärft die reißerische Ankündigung. Es gibt noch Diskussionsbedarf bei der Vorbereitung des Christival. (nim)

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