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Bundesparteitag: Deutsche Linke setzt sich für Guerilla ein

Die Linke plädiert dafür, die kolumbianische Guerilla-Gruppe Farc von der Terrorliste der Europäischen Union zu streichen. Gleichzeitig verteidigt Wolfgang Gehrcke, außenpolitischer Sprecher der Fraktion, seine Kontakte zu der Organisation.

Die Fraktion habe jüngst einen Antrag in den Bundestag zum möglichen Friedensprozess in Kolumbien eingebracht, der diese Forderung beinhalte, sagte Gehrcke am Samstag am Rande des Bundesparteitags der Linken in Cottbus. Bedingung an die Farc ("Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia", zu deutsch: "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") sei, für Friedensgespräche sofort alle Geiseln freizulassen.

Gehrcke bestätigte Angaben des Nachrichtenmagazins "Spiegel", wonach er 2005 mit dem Sohn des vom kolumbianischen Militär getöteten Vize-Chefs der Farc Kontakt hatte und mit ihm über einen Einsatz für die Streichung der Farc von der EU-Terrorliste sprach. Der "Spiegel" beruft sich auf E-Mails, die auf den Laptops des Getöteten gefunden worden sein sollen. Die Lateinamerika-Arbeitsgruppe der damaligen PDS habe sich zudem verpflichtet, eine Solidaritätskampagne für einen anderen, wegen Drogenhandels an die USA ausgelieferten Farc-Kommandeurs zu starten, schreibt das Magazin.

Prominentestes Geisel-Opfer der Farc ist die französisch-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt, die im Februar 2002 von den linksgerichteten Rebellen entführt wurde und inzwischen schwer krank sein soll. Zu den Praktiken der Farc gehören auch Morde. Als eines ihrer Finanzierungsmittel gilt der Drogenexport.

Roth fordert Distanzierung

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sagte in Berlin, eine politische Unterstützung der Terrororganisation wäre "eine entlarvende Missachtung der Menschenrechte". Sie forderte die Linke auf: "Die Position zur Farc muss eindeutig klargestellt werden."

Gehrcke sagte: "Den Bürgerkrieg in Kolumbien bringt man nicht mit Gewalt zu Ende." Solange die Farc auf der Terrorliste stehe, seien offizielle Kontakte schwierig. Aus den Erfahrungen der Bürgerkriege in Guatemala und El Salvador wisse man, dass es ohne Gespräche keinen Frieden geben werde. Er habe mehrfach in Deutschland und in Lateinamerika mit Farc-Mitgliedern gesprochen und ihnen gesagt: "Es ist nicht links, Menschen zu verschleppen, um einen politischen Preis dafür zu bekommen."

Die Farc habe Ende der 90er Jahre zwei deutsche Entwicklungshelfer verschleppt. Damals habe er sich auch persönlich mit Wissen des Auswärtigen Amtes um deren Freilassung bemüht. (feh/dpa)

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