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© dpa

Kanzleramt: Ackermanns Party: Wer dabei war

Bundeskanzlerin Merkel hat Deutsche-Bank-Chef Ackermann eine Feier im Kanzleramt ermöglicht. Rund 30 seiner Freunde durfte er zum Abendessen mitbringen. Dabei waren unter anderem Frank Elstner. Joachim Sauer, Merkels Gatte, war allerdings verhindert.

Von Matthias Meisner

Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat einem Magazinbericht zufolge zu seinem 60. Geburtstag auf Kosten der Steuerzahler Gäste ins Bundeskanzleramt eingeladen. Das berichtete das ARD-Magazin „Report Mainz“ am Montag unter Berufung auf einen Bericht des Bundeskanzleramts vom Mai 2009. Demnach fielen für die Veranstaltung Kosten für zusätzliches Servicepersonal in Höhe von 2100 Euro an. Die Kosten für das Abendessen konnten nicht errechnet werden.

Die Aufwendungen seien aus den „etatisierten Haushaltsansätzen für Personal- und Sachkosten – Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt – finanziert“ worden, heißt es dem ARD-Magazin zufolge in dem Bericht des Kanzleramts. Ackermann hatte demnach in einem Fernsehinterview von einem Angebot von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) berichtet, etwa 30 Freunde ins Bundeskanzleramt einzuladen.

Haushaltsausschuss beschäftigt sich mit Essen

Am Mittwoch muss die Bundesregierung den Haushaltsausschuss über die Kosten des Abendessens informieren. Die Deutsche Bank verweigerte laut „Report Mainz“ eine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Das Kanzleramt hatte bereits im April auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Gesine Lötzsch zu dem Vorgang Stellung genommen. In der Antwort hieß es laut „Report Mainz“, Merkel habe den Geburtstag des Bank-Chefs „zum Anlass genommen“, ein Abendessen mit Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft auszurichten.

An der Party im Kanzleramt gibt es zunehmende Kritik. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte am Dienstag: „Sollte der private Charakter der Feier im Vordergrund gestanden haben, wäre das nicht statthaft.“ Zuvor hatte der SPD-Haushaltsexperte Johannes Kahrs der "Passauer Neuen Presse" gesagt: "Das Kanzleramt ist keine Event-Agentur und schon gar nicht auf Kosten der Steuerzahler."  Die Haushälter von Linkspartei und Grünen im Bundestag, Gesine Lötzsch und Alexander Bonde, haben die Kritik an der Party für Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im Bundeskanzleramt verschärft. Lötzsch sagte dem "Tagesspiegel": "Wenn Herr Ackermann bestimmen kann, wer im Kanzleramt zum Abendessen eingeladen wird, dann fragt man sich, ob es Herrn Ackermann egal ist, wer unter ihm Kanzler ist." Der Grünen-Politiker Bonde betonte im Gespräch mit der Zeitung: "Die Erklärungen von Kanzlerin Merkel und Josef Ackermann passen nicht zusammen. Die beiden scheinen eine sehr unterschiedliche Auffassung über die Veranstaltung im Kanzleramt zu haben. Entweder hat die Kanzlerin eine eigenartige Vorstellung von einem Arbeitstreffen oder der Deutsche-Bank-Chef ein eigenartiges Verständnis von einer Geburtstagsparty. Da die Veranstaltung vom Steuerzahler bezahlt wurde, wollen wir die genauen Umstände aufklären."

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Karl Heinz Däke, kritisierte dem Bericht zufolge: „Wenn aus einem privaten Anlass dort eingeladen wird, dann ist das nicht in Ordnung, das kann nicht auf Steuerkosten dann bezahlt werden.“ Auch die Fraktions-Vorsitzende der Grünen, Renate Künast, kritisierte den Vorgang in dem Beitrag.

Mittlerweile ist auch klar, wer bei der Party dabei war. Aus einer Gästeliste, die dem Tagesspiegel vorliegt, gehen folgende Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltung hevor:

Politik: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Petra Roth (CDU) Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU).

Wirtschaft: Josef Ackermann (deutsche Bank), Roland Berger (Roland Berger), Gerhard Cromme (Siemens), Jürgen Hambrecht (BASF), Dr. Tessen von Heydebreck (u.a. BASF, Postbank), Michael Hilti (Hilti), Berthold Leibinger (Trumpf), Friedrich von Metzler (Bankier), Wolfgang Nowak (Alfred Herrhausen Stiftung der Deutschen Bank), Arend Oetker (Oetker), Marie-Elisabeth Schaeffler (Schaeffler), Werner Wenning (Bayer).

Medien: Kai Diekmann (Bild), Mathias Döpfner, Friede Springer  (beide Springer), Stephan Sattler (Focus), Frank Schirrmacher (FAZ).  

Kultur/Wissenschaft: Frank Elstner (Moderator), Klaus-Dieter Lehmann (Goethe-Institut), Howard Davies (London School of Economics), Lars-Hendrik Röller (European School of Management and Technology), Wolfgang Schürer (Universität St. Gallen)

Sonstige: Mölsä Pirkko (Ehefrau von Ackermann), Dr. Weidmann (Kanzleramt).

Fünf eingeladene Gäste kamen nicht: Nikolaus von Bomhard, Vorstandschef der Münchner Rück, nannte in einer telefonischen Absage terminliche Gründe, Henning Kagermann, damals Vorstandschef der SAP AG, verwies auf eine zeitgleiche Geschäftsreise. Der Werbemanager Maurice Devy war nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt der Geburtstagsparty auf einem internationalem Meeting in Paris, der britische Dirigent Sir Simon Rattle, Chef der Berliner Philharmoniker, aufgrund eines Auftrittes verhindert. Gern dabei gehabt hätte Ackermann auch Prof. Joachim Sauer, den Ehemann der Kanzlerin. Auch er sagte ab - hier verzeichnet die Teilnehmerliste keinen Grund. "Er wollte mit der Sache nichts zu tun haben", lästert Linken-Haushälterin Lötzsch. (mit sf/dpa/AFP)

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