zum Hauptinhalt
Hält nichts von zu viel Prunk: Papst Franziskus.

© Reuters

Die Reformen des Franziskus: Papst schafft Karrieretitel ab

Papst Franziskus will eine andere, neue katholische Kirche. Jetzt geht es den Ehrentiteln an den Kragen. Den Karrierismus unter Priestern geißelte er jüngst als "Krebsgeschwür".

Don Camillo muss nicht lange warten: Als der schlitzohrige italienische Dorfpfarrer im vierten Film der Reihe "Don Camillo und Peppone" einen Posten an der römischen Kurie erhält, gibt es den begehrten geistlichen Ehrentitel gleich dazu. Aus "Don Camillo" wird "Monsignore Camillo".
Ganz so schnell ging das mit dem "Monsignore" in der Wirklichkeit schon länger nicht mehr. Nun hat Papst Franziskus zwei von bislang drei geistlichen Ehrentiteln abgeschafft und die Verleihung des verbleibenden stark eingeschränkt - zumindest in der Weltkirche. Eine offizielle Begründung dafür gab es aus dem Vatikan nicht. Die zahlreichen Predigten des Papstes, in denen er Karrierismus unter Priestern als "Krebsgeschwür" anprangerte, dürften Antwort genug sein.
Der Papst hat die Vergabe der Titel "Apostolischer Protonotar" und "Ehrenprälat seiner Heiligkeit" gestoppt. Bestehen bleibt der niedrigste Rang, der "Ehrenkaplan seiner Heiligkeit", im Deutschen gemeinhin als "Monsignore" angeredet.

Mehrere Zeremonien wurden schon verschoben

Doch auch dieser Ehrentitel soll künftig nur noch an verdiente Priester verliehen werden, die das 65. Lebensjahr vollendet haben, heißt es in einem Schreiben, das die päpstlichen Botschafter zu Jahresbeginn im Auftrag des vatikanischen Staatssekretariats an alle Bischöfe versandt haben.
Bereits kurz nach seinem Amtsantritt hatte Franziskus die Verleihung aller geistlichen Ehrentitel vorläufig ausgesetzt. Auch in deutschen Bistümern wurden daraufhin mehrere schon anberaumte Zeremonien zur Verleihung der Auszeichnungen verschoben. Wer jedoch schon Prälat oder Apostolischer Protonotar ist, der bleibt dies. Auch die päpstlichen Auszeichnungen für Laien und Ordensleute sind von dieser Neuregelung unberührt.

Übrig bleiben künftig also nur die "Monsignori". Übersetzt heißt diese italienische Anrede etwa "Hochwürdigster Herr". Im deutschen Sprachraum ist die Anrede den Trägern des Ehrentitels "Kaplan seiner Heiligkeit" vorbehalten. In Italien, Frankreich und den Niederlanden werden damit alle höheren Geistlichen bis hin zum Erzbischof angesprochen. Die genaue Zahl der Monsignori wird ebenso wie jene der Prälaten und Apostolischen Protonotare in Deutschland nicht erfasst. Es dürften mehrere hundert Priester sein, weltweit gibt es mehr als 15.000. Sie werden im päpstlichen Jahrbuch namentlich aufgeführt.

Schlechte Nachricht für Schneidereien

Zumindest für die Schneidereien geistlicher Gewänder dürfte die jüngste Entscheidung von Franziskus eine schlechte Nachricht gewesen sein: Denn Monsignori dürfen eine schwarze Soutane mit violettem Nahtbesatz tragen. Prälaten dürfen Gottesdienste im violetten Talar und violettem Gürtel feiern und sich außerhalb der Liturgie mit einer schwarzen Soutane mit rotem Nahtbesatz sowie violetten Knöpfen und einer Schärpe kleiden. Außer der Kleidung gibt es jedoch für Prälaten und Protonotare noch ein weiteres Privileg: Sie gehören zur Päpstlichen Familie und haben damit das Recht, an allen Gottesdiensten und Gebeten mit dem Papst teilzunehmen. Feste Anwärter auf den Titel "Ehrenprälat Seiner Heiligkeit" waren in Deutschland bislang die Generalvikare der Bistümer. Die als "Prälat" angeredeten Geistlichen wurden dem Papst ebenso wie die übrigen Kandidaten für geistliche Ehrentitel von den jeweiligen Ortsbischöfen vorgeschlagen. Zu den Anwärtern auf den Titel "Apostolischer Protonotar" gehörten die Mitglieder des Domkapitels der päpstlichen Basiliken in Rom sowie von rund zwei Dutzend weiteren Kathedralen.

Ob die neue Regelung auch für die römische Kurie gilt, wurde bislang nicht mitgeteilt. Es heißt, alle Mitarbeiter im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls seien davon ausgenommen. Bislang wurden alle Geistlichen an der Kurie nach fünf Jahren im Dienst "Monsignore" und nach weiteren fünf Jahren in vielen Fällen "Prälat".
Im fünften Film der Reihe tauscht Don Camillo seinen Ehrentitel übrigens gegen einen Tarnnamen: Aus "Monsignore Camillo" wird "Genosse Camillo", der mit dem kommunistischen Bürgermeister Peppone in die stalinistische Sowjetunion reist. (KNA)

Zur Startseite