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Die US-Eismarke Ben & Jerry‘s verkauft ihre Produktenicht mehr in den von Israel besetzten Gebieten.

© AFP/Ahmad Gharabli

Eiscreme-Krise in Nahost: Israel-Boykott von Ben & Jerry‘s führt zu wütenden Reaktionen

Die US-Eismarke Ben & Jerry‘s beendet aus politischen Gründen den Verkauf in den von Israel besetzten Gebieten. Die israelische Regierung ist empört.

Kalt erwischt: Es geht um die in Israel sehr beliebte Eiscreme-Marke Ben & Jerry‘s. Das US-Unternehmen will seinen Verkauf in den von Israel besetzten Palästinensergebieten beenden. Die Empörung der Regierung in Jerusalem ist erwartungsgemäß groß.

In einer kurzen Pressemitteilung von Ben & Jerry's heißt es, die Praxis (im Westjordanland und Ostjerusalem) sei unvereinbar mit ihren Werten. Darüber hinaus habe man auf die „Stimmen unserer Fans und vertrauter Partner“ gehört.

Im Juni hatte eine Gruppe „Vermonter für Gerechtigkeit in Palästina“ Ben & Jerry‘s aufgefordert, die „Komplizenschaft mit der israelischen Besatzung und Verstößen gegen palästinensische Menschenrechte“ zu beenden.

Ben & Jerry’s wollen nun zwar in Israel selbst präsent bleiben – was allerdings schwierig werden wird, wie sich an den Reaktionen zeigt.

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So nimmt eine Ministerin in einem Video demonstrativ das Eis aus dem Kühlfach und wirft es weg. Außenminister und Vizepremier Jair Lapid spricht von „schändlicher Kapitulation“ vor der BDS-Bewegung, Antisemitismus „und allem Schlechten im antiisraelischen und antijüdischen Diskurs“.

Und Premier Naftali Bennett erklärt, es gebe viele Eiscreme-Marken, aber nur einen jüdischen Staat. Ben & Jerry‘s habe sich am Markt als „Anti-Israel-Brand“ positioniert.

In den USA begrüßten palästinensische Aktivisten den Schritt: „Apartheid-Eiscreme“ sei halt kein populäres Produkt.

Ebenso reagierte die von Lapid erwähnte palästinensisch geführte BDS-Bewegung – für „Boykott, Desinvestition und Sanktionen“ –, die sich im Kampf sieht gegen eine Apartheid wie früher in Südafrika. Der Bundestag hat BDS allerdings 2019 als „größtenteils klar antisemitisch“ eingestuft.

Vor dem Beschluss gab es jahrelang Druck von linken Gruppen in den USA auf die Traditionsmarke. Das hängt sehr wahrscheinlich zusammen mit ihrer Geschichte: Ben und Jerry’s wurde 1978 in Vermont von den aus New York zugewanderten Hippies Ben Cohen und Jerry Greenfield gegründet.

Kritisch-progessiv soll die Haltung auch gut zwei Jahrzehnte nach ihrem Verkauf an den Konzern Unilever sein. Die Gründer selbst zählen zu den Unterstützern des einflussreichen linken Vermonter Senators Bernie Sanders, der erster jüdischer Präsident der USA hätte werden können.

Sanders besteht darauf, dass man den jüdischen Staat unterstützen und zugleich die israelische Politik kritisieren kann, was er des Öfteren tut. Das Thema wird vor diesem Hintergrund wohl noch zu weiteren hitzigen Diskussionen führen.

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