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Trinh Xuan Thanh wurde im Juli in Berlin verschleppt.

© dpa

Entführung aus Berlin: Vietnam verweigert deutscher Anwältin die Einreise

Die mutmaßliche Entführung eines Vietnamesen aus Deutschland belastet die Beziehungen zwischen Berlin und Hanoi massiv. Jetzt darf die Anwältin nicht zum Prozess.

Von Frank Jansen

Der Fall des aus Berlin in sein Heimatland entführten Vietnamesen Trinh Xuan Thanh spitzt sich zu. Am Donnerstag verweigerten die Behörden in Hanoi der Berliner Anwältin Petra Isabel Schlagenhauf die Einreise. Schlagenhauf hatte in Deutschland Trinh vertreten und wollte sich mit vietnamesischen Anwälten ihres Mandanten besprechen. Am Montag beginnt in Hanoi ein Prozess gegen Trinh. Sie sei gezwungen worden, nach Bangkok zurückzufliegen, sagte Schlagenhauf am Freitag. Eine Begründung habe sie nicht erhalten.

Agenten des vietnamesischen Geheimdiensts TC2 hatten im Juli 2017 Trinh und seine auch aus Vietnam stammende Begleiterin im Berliner Stadtteil Tiergarten in einen Transporter gezerrt. Der 51-jährige Geschäftsmann und die Frau wurden offenbar in Vietnams Botschaft gebracht und dann nach Hanoi verfrachtet. Die vietnamesischen Behörden werfen Trinh, einst Chef eines staatlichen Ölkonzerns in Vietnam und hochrangiger Parteifunktionär, die Veruntreuung einer Summe in Höhe von umgerechnet mehr als 100 Millionen Euro vor. 2016 wurde ein Haftbefehl gegen Trinh ausgestellt. Der Mann setzte sich nach Deutschland ab und beantragte 2017 Asyl. Seine Anwältin vermutet, der Vorwurf sei fingiert und es gehe um einen Machtkampf in der Kommunistischen Partei Vietnams. Trinh war Anhänger des 2016 gestürzten Regierungschefs Nguyen Tan Dung.

Mysteriöse Flucht eines Geheimdienstlers

Ein Beleg für die Machtkampf-These könnte die Flucht eines Oberstleutnants des vietnamesischen Geheimdienstes sein. Phan Van Anh Vu flog im Dezember nach Singapur und wollte nach Deutschland, um die Hintergründe des Falles Trinh zu enthüllen. Doch Singapur lieferte Phan am Donnerstag nach Vietnam aus, obwohl ihm die Todesstrafe droht.

Die Bundesregierung hat auf die Entführung von Trinh scharf reagiert. Im August musste der Vertreter der vietnamesischen Geheimdienste an Vietnams Botschaft Deutschland verlassen. Die Entführung sei „ein extremer Vertrauensbruch“ und habe das Potenzial, die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Vietnam „massiv negativ zu beeinflussen“, sagte im August ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit und der Freiheitsberaubung.

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