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Akbar Haschemi Rafsandschani im Jahr 2013. Der ehemalige iranische Präsident ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

© dpa/Abedin Taherkenareh

Zum Tod des iranischen Ex-Präsidenten: Rafsandschani war einflussreich - und umstritten

Irans früherer Präsident Rafsandschani ist tot. Der gewiefte Taktiker der Macht hat bis zuletzt die Fäden im Staat gezogen.

Bis zuletzt war Akbar Haschemi Rafsandschani einer der einflussreichsten Politiker des Irans - und einer der umstrittensten. Der im Alter von 82 Jahren verstorbene Ex-Präsident war als gewiefter Taktiker, skrupelloser Machtpolitiker und gerissener Geschäftsmann im Iran ebenso bewundert wie verhasst. Wie kein Zweiter verstand der Pragmatiker im komplexen System der Islamischen Republik die Fäden zu ziehen. Mit seinem Tod dürften sich die Gewichte im iranischen Machtgefüge grundlegend verschieben.

Mit Rafsandschani verschwindet einer der letzten Gründerväter der Islamischen Republik, der seit 1979 fast jedes hohe Staatsamt inne hatte. Nur den Posten des geistlichen Oberhaupts hatte er seinem langjährigen Weggefährten und Rivalen Ayatollah Ali Chamenei überlassen müssen, auch wenn er zur Hochphase seiner Macht in den 90er Jahren womöglich noch einflussreicher war als dieser. Trotz aller Versuche der Konservativen, ihn ins Abseits zu drängen, hatte Rafsandschani bis zu seinem Tod als graue Eminenz hinter Präsident Hassan Ruhani erheblichen Einfluss.

Rafasandschani hatte sich 1963 als Student an der theologischen Hochschule von Ghom dem Widerstand gegen den prowestlichen Schah Mohammed-Resa Pahlawi angeschlossen und war rasch in den innersten Kreis um den späteren Revolutionsführer Ruhollah Khomeini aufgerückt. Seine Oppositionstätigkeit brachte den jungen Geistlichen zunächst ins Gefängnis, doch nach dem Erfolg der Islamischen Revolution 1979 wurde er ins neue Zentrum der Macht um Khomeini katapultiert.

Auf den einflussreichen Posten des Parlamentspräsidenten gewählt, wurde Rafsandschani von Khomeini im Iran-Irak-Krieg zum Oberkommandeur der Streitkräfte ernannt. Während dieser Zeit arbeitete er eng mit dem damaligen Präsidenten Chamenei zusammen, den er aus der Zeit in der Anti-Schah-Opposition gut kannte. Als Khomeini 1989 starb, wurde Chamenei zu seinem Nachfolger gewählt, während der fünf Jahre ältere Rafsandschani den Posten des Präsidenten übernahm.

In seinen zwei Amtszeiten in den 90er Jahren bemühte er sich um den Wiederaufbau des durch den verheerenden Krieg mit dem Irak zerstörten Landes. Durch eine Reihe wirtschaftlicher Reformen versuchte er, die iranische Wirtschaft zu modernisieren. Die Hoffnung auf eine politische Öffnung erfüllte sich jedoch nicht, stattdessen erlebte das Land unter Rafsandschani eine Serie von Morden an Intellektuellen, die das Land schockierten und ihn in Verruf brachten. Dass seine Familie in dieser Zeit durch das Geschäft mit Pistazien enormen Reichtum anhäufte, machte Rafsandschani nur noch unbeliebter.

Als er 1997 die Macht an den Reformer Mohammed Chatami übergab, schrieben ihn manche Beobachter bereits ab. Von Reformern wie Konservativen gemieden, erlitt Rafsandschani bei Wahlen wiederholt demütigende Niederlagen. Doch so unbeliebt er in der Bevölkerung auch war, blieb er dank seines breiten Netzwerks doch stets nahe am Zentrum der Macht. Nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad 2009 stellte sich Rafsandschani klar auf die Seite der Reformer und zog sich damit den anhaltenden Hass der Konservativen zu.

Als einer der letzten noch lebenden Vertrauten Khomeinis war Rafschandschani aber nur schwer angreifbar. Während andere Reformer im Hausarrest, im Exil oder im politischen Abseits landeten, blieb er eine Schlüsselfigur der iranischen Politik. Mit der Wahl seines langjährigen Vertrauten Ruhani zum Präsidenten 2013 gelang Rafsandschani dann das Comeback ins Zentrum der Macht. Ruhanis Politik des Ausgleichs mit dem Westen, die 2015 zur Beilegung des Atomstreits und zur Öffnung des iranischen Wirtschaft führte, war deutlich vom Pragmatismus seines Ziehvaters geprägt. Mit Rafsandschanis Tod werden die Karten vor der anstehenden Präsidentenwahl im kommenden Juni neu gemischt. (AFP)

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