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Nach Medizin-Nobelpreis: FDP: Reproduktionsmedizin mit klarer Grenze liberalisieren

Der Medizin-Nobelpreis für einen Reproduktionsmediziner bringt die Diskussion um die Präimplantationsdiagnostik (PID) wieder in Schwung.

Bei der PID werden Embryonen nach der Befruchtung außerhalb des Mutterleibs auf Erbkrankheiten untersucht. Überraschend hatte der Bundesgerichtshof (BGH) im Juli klargestellt, die PID sei nach dem Embryonenschutzgesetz erlaubt, solange sie auf schwerste genetisch erkennbare Erkrankungen beschränkt bleibe. „Wir wollen jetzt klarstellen, dass die PID ohne jeden Zweifel möglich ist“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP, Ulrike Flach, am Dienstag dem Tagesspiegel.

Derzeit zögern die Mediziner noch, die PID anzuwenden. Die FDP will bei ihrem Vorhaben nicht über das BGH-Urteil hinausgehen. „Die PID muss auf schwere genetische Krankheitsdispositionen beschränkt bleiben. Wir wollen nicht Tür und Tor für eine umfassende Liberalisierung öffnen.“ Das Gesetz könne sich an einem Krankheitenkatalog der Ärztekammer orientieren. Die PID müsse von geschultem Personal an lizenzierten Zentren vorgenommen werden. Entgegen früheren Überlegungen will die Fraktion nach den Worten Flachs offenbar davon Abstand nehmen, eine Beratungspflicht einzuführen, wie sie etwa bei Abtreibungen gesetzlich verlangt ist.

Einem wichtigen Wunsch der Ärzte will die FDP jedoch nicht nachkommen, der Vermeidung von Mehrlingsschwangerschaften. Sie sind bei künstlicher Befruchtung häufig, weil Ärzte mehrere Eizellen befruchten, um die Chancen auf ein Kind zu steigern – und meinen, alle einsetzen zu müssen, weil das Embryonenschutzgesetz mit bis zu drei Jahren Haft bedroht, „wer zu einem anderen Zweck als der Herbeiführung einer Schwangerschaft bewirkt, dass sich ein menschlicher Embryo extrakorporal weiterentwickelt.“ Viele Ärzte plädieren deshalb für einen „selektiven Embryonentransfer“: Nur der geeignetste soll sich einnisten. „Ich würde das nicht thematisieren“, rät jedoch die FDP-Politikerin Flach. Es passe nicht in die Tradition der liberalen Anträge zu der Sache im Bundestag.

Die Union ist bislang strikt gegen die PID-Zulassung, hat aber nun das Problem, dass das BGH-Urteil nur mit einem neuen Verbotsgesetz aus der Welt zu schaffen wäre. Wie insbesondere christlich-traditionelle Kreise zu der Sache stehen, ist bekannt. Der neue Nobelpreisträger Robert Edwards sei mitverantwortlich dafür, dass eine große Zahl von Embryonen vernichtet worden seien oder in Reagenzgläsern darauf warteten, in eine Gebärmutter verpflanzt zu werden, sagte der Präsident der päpstlichen Akademie für das Leben, Ignacio Carrasco de Paula – auch wenn er Wert darauf legt, diese Auffassung sei seine „persönliche Meinung“. Die deutschen Freidemokraten sehen sehen ihre Partner langfristig ohnehin eher woanders: „So ein Vorhaben läuft nicht nach Parteibuch. Man muss schauen, wie in den Fraktionen die Mehrheiten sind“, sagte Flach.

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