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Im Kern der Kampagne gegen Kindesmissbrauch stehen die Fernsehspots des Filmemachers Wim Wenders.

© dpa

Fernsehspots: Kampagne gegen Missbrauch

Am Dienstag stellte die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung in Berlin ihre neue Kampagne gegen Kindesmissbrauch vor. Regisseur der zugehörigen Fernsehspots ist Filmemacher Wim Wenders.

Ein gesichtsloser Unbekannter drückt einem Jungen die Hand vor den Mund. Das Gesicht hinter der Hand wird älter und älter, bis irgendwann ein Erwachsener die Hand wegdrückt und mit düsterem Blick verkündet: „Er sagte: Das bleibt ein Geheimnis zwischen uns. Das Schweigen hat mich ein Leben lang zum Opfer gemacht.“ Die Szene ist Teil eines Spots, den der Regisseur Wim Wenders gedreht hat und der Kern einer neuen Kampagne gegen sexuellen Missbrauch von Kindern ist. Am Dienstag stellte Christine Bergmann, die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, die Kampagne vor. „Es geht darum, das Schweigen zu brechen“, sagte sie. Und Wenders ergänzte, er habe mitgewirkt, um die Botschaft „Sprechen hilft“ in die „Herzen und Köpfe“ der Menschen zu tragen. Wenders arbeitete wie alle anderen beteiligten Künstler umsonst. Der Spot wird auch kostenlos in diversen TV-Sendern ausgestrahlt.

Gleichzeitig gab Bergman einen Zwischenbericht der Anlaufstelle für Missbrauchsopfer. 2500 Personen hätten sich bisher gemeldet. Zunehmend mehr Betroffene berichteten von Missbrauch im Familienkreis. Der älteste Anrufer war 80 Jahre alt, der jüngste zehn. 85 Prozent der Opfer nannten Männer als Täter, 60 Prozent hatten noch nie über ihre Geschichte geredet. Das Durchschnittsalter der Anrufer liegt bei etwa 50 Jahren. Sogar elf Täter haben sich, anonym wie alle Anrufer, gemeldet. Eine Psychotherapeutin der Anlaufstelle erklärte, man habe versucht, den Tätern vor allem die Leiden der Opfer nahe zu bringen.

Der Kinder- und Jugendpsychiater Jörg Fegert, der die Arbeit der Anlaufstelle wissenschaftlich begleitet, erklärte, zu seinem großen Erstaunen habe es viel mehr Anrufer aus dem Westen Deutschlands sowie aus Großstädten gegeben als aus dem Osten und vom Land. Gründe dafür konnte er nicht nennen. Sehr viele Anrufer forderten eine Verlängerung der Verjährungsfrist bei sexuellem Missbrauch. Bergmann schloss sich dieser Auffassung an.

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