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Noch immer engagiert. Ein Screenshot zeigt den früheren Staatschef Fidel Castro bei einem Treffen mit Offizieren und Zivilangestellten des Innenministeriums und der Streitkräfte.

© AFP

Fidel Castro: Der alte Mann und die Macht

Totgesagte leben länger: Der einstige kubanische Staatschef Fidel Castro sucht wieder häufiger die Öffentlichkeit, um seine Meinungen kund zu tun - zu politischen wie auch ganz trivialen Themen.

In ein paar Tagen werden die Botschaften ihre Türen öffnen. In Havanna und in Washington ist dann ganz offiziell die diplomatische Eiszeit zwischen den USA und Kuba beendet. Je näher diese historischen Momente rücken, desto mehr bringt sich auf der Karibikinsel jemand in Erinnerung, der eigentlich schon von der großen Bühne abgetreten war. Fidel Castro, der Maximo Lider, der Revolutionsführer und bis vor Jahren der unangefochtene Herrscher über die kommunistisch regierte Zuckerrohrinsel.

Monatelang war von Castro nichts zu sehen, noch weniger zu hören. Das führte zu wilden Spekulationen und wieder einmal einer falschen Todesnachricht. Doch seit ein paar Tagen tut sich wunderliches in Havanna. Fidel Castro meldet sich zurück. Einen Monat vor seinem 89. Geburtstag mischt er sich wieder ein. Er ist im Fernsehen zu sehen, wie er bei einer Podiumsdiskussion in Guatao unweit von Havanna ausgiebig über die Herstellung von Käse spricht. Ein andern Mal meldet er sich zur Griechenland-Krise.

Innenpolitisch wesentlich interessanter dürfte da der zweite öffentliche Auftritt innerhalb weniger Tage gewesen sein. Castro sprach nach Angaben des Parteiorgans „Granma“ mit Vertretern der kubanischen Streitkräfte und des Innenministeriums. Offenbar will Fidel Castro in den historischen Tagen der Annäherung mit den USA wieder gehört werden. Aus seinem Umfeld berichten Vertraute, er stehe dem Entspannungskurs gegenüber Washington deutlich skeptischer gegenüber als sein Nachfolger und Bruder Raul Castro, der seit Jahren behutsam aber beharrlich Reformen durchführt. „Aktualisierung“ nennt das die kubanische Führung.

In Kürze wird Papst Franziskus nach Kuba reisen, um dem Entspannungsskurs seinen Segen zu geben. Im Internet kursiert ein Witz, der einen jungen Fidel Castro im Gespräch mit dessen Vertrauten Che Guevara zeigt. „Glaubst Du, die Yankees werden irgendwann wieder einmal diplomatische Beziehungen mit Kuba aufnehmen“, fragt Che. Fidel antwortet grinsend: „Na klar, wenn der amerikanische Präsident ein Schwarzer ist und der Papst aus Argentinien kommt wie Du.“

Die Zeiten haben sich geändert. Und das macht viele nervös in Kuba. Dass sich Fidel Castro gerade jetzt wieder häufiger zeigt, macht viele skeptisch. Seit er die Macht an seinen Bruder Raul abgegeben hat, hält er sich eigentlich weitgehend der Öffentlichkeit fern.

Vor ein paar Tagen warnte der ranghohe kubanische Parteifunktionär José R. Machado Ventura (84) die kubanische Jugend davor, sich von der Entspannungspolitik mit den USA blenden zu lassen. Die USA wollten immer noch das politische System Kubas zerstören. Machado Ventura, die Nummer zwei der Partei, gilt als einer der wichtigsten Vertrauten von Fidel Castro. Offenbar fürchtet die alte Garde um ihr Lebenswerk. Und vielleicht erklärt das ihre Rückkehr auf die große Bühne.

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